Blog Recycling: Spenden

Für einmal bringe ich ausnahmsweise einen Artikel aus früheren Jahren nochmals. Dies natürlich aus aktuellem Anlass. Und auch weil der Blick der Sache einen Onlineartikel gewidmet hat.

Spenden ist eine tolle Sache. Wir, die wir hier in der superzivilisierten Welt leben, opfern ein bisschen was für die ärmeren Menschen auf dieser Erde. Gesten dieser Art sind es wohl mitunter, die uns hoffentlich von anderen Spezien unterscheiden. Und doch habe ich mit gewissen Spendenaktionen so meine liebe Mühe. Das holländische Konzept namens jeder Rappen zählt, das im Dezember 2010 zum zweiten Mal von der SRG durchgeführt wurde hat mich irgendwie befremdet. Man brauchte den Moderatoren nicht lange zuzuschauen, um zu begreifen, dass die Hilfe für die Menschen nicht wirklich oberstes Motiv war. Selbstverständlich kann so eine Aktion auch mal witzig sein. Aber muss sie derart dominant in der Schweizer Medienlandschaft dastehen? Warum der Termin ausgerechnet in der Vorweihnachtszeit? Hätte man es nicht bei der einen Austragung von 2009 belassen und im Folgejahr das Feld zumindest in dieser Jahreszeit wieder den anderen Organisationen überlassen können?

Wenn ich das richtig mitbekommen habe, kam etwas weniger Geld als im Jahr davor zusammen. Und das obwohl es ja wirtschaftlich wieder so sehr nach oben gegangen ist. Vielleicht bin ich nicht der einzige, der sich über JRZ mehr genervt denn gefreut hat. Möglich.

Spricht man mit Leuten von anderen Hilfsorganisationen, so haben die auch nur sehr beschränkt Freude an der Monopolisierung der SRG. Natürlich könnte jeder auch irgendwo sonst spenden, doch konnte man dem Ruf des Medienkonglomerats nun wirklich kaum entgehen. Die meisten kleineren Organisationen haben es dagegen sehr schwer, überhaupt je wahrgenommen zu werden.

Im übrigen ist JRZ und eigentlich die gesamte Entwicklungshilfe nur ein winziges Tröpfchen auf den brennend heissen Stein. Denn all unsere Spenden- und Entwicklungshilfegelder werden momentan (noch?) von den Remittances überstiegen. Das allermeiste Hilfsgeld stammt also nicht von grosszügigen “westlichen” Spendern, sondern von ausgewanderten und Flüchtlingen. Diese Tatsache ändert nichts daran, dass jede Spende irgendwem weiterhilft. Hoffentlich auch demjenigen, dem man zu helfen gedachte. Wer also immer gedacht hat, wir würden zu viel Geld für Entwicklungshilfe ausgeben, irrt sich nicht nur deshalb, weil wir unser selbst vorgegebenes Ziel Jahr für Jahr verfehlen.

Ich gehe davon aus, dass das Verhältnis zwischen Remittances und Entwicklungshilfe auch 2012 nicht anders ausschaut. Sicher dagegen bin ich mir, wenn ich sage, dass die Spendenaktion der SRG Jahr für Jahr mehr Gegner hat. Bleibt zu hoffen, dass man für künftige Ausgaben (die wohl nicht zu verhindern sein dürften) wenigstens einen anderen Zeitpunkt wählt. Das Argument, man mache es zur Weihnachtszeit, weil dann auch die anderen gleich funktionierenden Aktionen in anderen Ländern stattfinden, ist ziemlich dämlich, weil JRZ eine stark regional beschränkte Plattform ist. Weiter kann man sich auch fragen, ob es der richtige Rahmen ist, gewissen Persönlichkeiten von zweifelhaftem Ruhm (im aktuellen Beispiel wäre das Brabeck) derart viel Präsenz einzuräumen.

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