die luzerner zeitung titelt: «blue balls zieht positive bilanz». ich denke: «die ziehen dochimmer eine positive bilanz, egal was passiert». in diesem jahr haben sich die misstöne um das zweifelsohne schöne festival am luzerner seebecken gehäuft. ein kommentar, der auf der seite der nlz abgegeben wurde, zeigt ein paar dinge auf.
die Bilanz am Blue Balls könnte um mehrere tausend Zuschauer besser sein wenn einmal namhafte Bands auftreten würdem. Beim Veranstalter geht es lediglich ums Geld und um die Abzocke der Luzerner. Überhöhte Konsumationspreise und kaum öffentliche Toiletten. Unnötige Depotabgabe die völlig überflüssig ist. Besser man zieht einmal etwas Grosses auf mit bekannten internationalen Bands und normalen Preisen. So hätte das Blue Balls auch mehr Besucher. In einer Woche sollte so eine Veranstaltung mindestens 100’000 Besucher haben wenn man es professionell aufzieht. (Michael Furrer, Luzern)
als erstes fällt mir auf, dass man es offensichtlich nie allen wird recht machen können. bekannte internationale bands treten jetzt schon am blue balls auf, doch das wird anscheindend nicht so wahrgenommen. auch die preise für die tickets sind nicht übertrieben hoch. da ticketpreise in den letzten jahren allgemein gestiegen sind, kann man bspw. 90.- chf für paolo nutini im kkl durchaus vertreten. die idee, dass man die konzerte beim pavillon, vor dem kkl und beim schweizerhof jeweils für gesamthaft 20 franken geniessen darf, ist für mich ein zentrales pro-argument für das festival. so günstig kommt man nirgends in den genuss von so viel livemusik. auch die kritik am depot für getränkebecher und geschirr taucht immer wieder auf. wieso eigentlich? so geben die allermeisten leute ihr benutztes zeug zurück, anstatt es irgendwo auf den boden zu schmeissen.
tatsächlich sehr hoch sind die preise für die getränke. 6 chf für ein bier und vor allem der gleich hohe betrag für ein mineralwasser, sind zu viel. das führt dazu, dass viele leute die getränke von zuhause mitnehmen. das wiederum führt dazu, dass die abfallkübel trotz depotgebühr überlaufen.
auch das verhalten des blue balls chefs hat enttäuscht. nach dem gasunfall tritt leierer nicht vor die medien. dabei steht er vor jedem konzert im kkl vor die leute hin, sonnt sich in der aufmerksamkeit. unverständlich, dass hier kein persönliches statement von ihm zu vernehmen war. gutes krisenmanagment schaut anders aus. und es bleibt bei vielen besuchern der eindruck hängen, dass es dem organisator eben doch nur um den schnöden mammon geht.
gerade weil viele menschen auch wegen dem grossen kulinarischen angebot ans blue balls kommen, hätte man eine echte stellung- und anteilnahme erwartet. neben dem essen interessiert natürlich die musik, die auch dieses jahr sehr vielseitig war. dennoch sehe ich noch verbesserungspotential. schon vor zwei jahren habe ich mir dazu gedanken gemacht, allerdings vor allem mit bezug auf das platzproblem:
für mich führt in zukunft nichts an einer weiteren location vorbei. vor dem kkl und beim pavillon ist man jetzt schon am anschlag, vor dem schweizerhof ist sowieso nicht allzu viel platz. vorstellbar ist für mich eine weitere bühne im bereich des carparkplatzes. man wäre nahe beim kkl und würde die rahmung des seebeckens fortsetzen. dort könnten jeden abend zwei schweizer nachwuchsbands auftreten, was möglicherweise zu einer weiteren diversifizierung des publikums beitragen könnte. die plätze dafür könnten über battles in der schüür oder so erspielt werden.
das sehe ich heute noch genau gleich. wer einmal an einem freitag- oder samstagabend am blue balls war, weiss wie eng es gerade hinten beim pavillon werden kann.
aber so wie ich das blue balls und den herrn leierer an dessen spitze kenne, wird auch die diesjährige kritik einfach nur abprallen. erst wenn es zu einem, aus meiner sicht in dieser form unveremeidlichen – zuschauerschwund kommt, werden die verantwortlichen (vielleicht) handeln. schade um das wunderbare festival.