medienchaoten gefährden ihren berufsstand

in den vergangenen tagen und wochen haben sich die medienleute der schweiz auf ein thema eingeschossen: feuerwerkzündende fussballfans sinddas übel schlechthin.

völlig unreflektiert wird die lage in den stadien als prekär für neutrale zuschauer dargestellt. leute, die nulltoleranz in sachen pyrofackeln fordern erhalten viel platz in der berichterstattung. fussballfans kommen keine zu wort. für den laien stellt sich die lage dar, als ob sich die situation drastisch verändert habe. man bekommt das gefühl, seit neuem würden in den schweizer stadien massen an feuerwerksmaterial gezündet. und zwar so, dass man sich seines lebens nicht mehr sicher sein könne. tatsache ist: die pyroaktionen sind mengenmässig seit jahren in etwa gleich geblieben. tatsache ist auch, dass die gewalttaten im fussball nicht zunehmen. wie ein artikel von pascal claude auf medienwoche.ch zeigt, ist es in diesem bereich absolut erlaubt, völlig falsche zahlen und tatsachen an die öffentlichkeit zu tragen, ohne dass je eine berichtigung derselben zu erfolgen hätte.

die ungleichbehandlung der fussballfans fängt bereits bei der benennung an. zünden sie jetzt eine pyrofackel, sind sie sogleich chaoten. ich habe noch nie gelesen, dass fans von skispringern als chaoten bezeichnet wurden. auch in diesem sport werden nämlich immer wieder fackeln gezündet. oder nehmen wir den nachtslalom von schladming. auch dort sind pyros an der tagesordnung. chaotenskifans? nie gelesen.

es scheint so, als wären die fussballfans ein besonders beliebtes ziel. weshalb ist das so? nicht selten wird das bild vom quasi lebensunfähig blöden fussballanhänger transportiert, dessen einziger lebensinhalt das besuchen der spiele seines clubs ist. da scheint es wenig zu ändern, dass zum beispiel die fans des fc luzern immer wieder mit aufwändig und schön gemachten, nicht selten auch wortwitzigen choreos auffallen.

die fcl-fans stehen gerade wieder unter spezieller beobachtung, weil laut medienberichten ballbuben von den fackeln beim thun-spiel vom letzten samstag gefährdet worden seien. ich war an jenem spiel dabei. tatsächlich gab es zwei mal gezündete pyrofackeln. soweit ich das beurteilen konnte, blieben die fackeln aber innerhalb des sektors. total unverständlich war, dass der schiedsrichter auf das anpfeifen der zweiten hälfte um die 5 minuten wartete, obwohl sich der rauch längst verzogen hatte. überhaupt gehören solche aktionen in den vergangenen jahren zum auftritt der luzerner fans dazu. bei auswärtsspielen werden regelmässig pyros gezündet, wobei diese erst jetzt anlass zu echter kritik geben scheinen. warum nun auf einmal die forderung nach mehr härte gegen die zünder? fällt man auch im umfeld des luzerner clubs auf die mediale stimmungsmache hinein?

interessant auch die berichterstattung nach dem schweren pyro-unfall in rom. da wurde zum beispiel gesagt, dass man in italien keine knallkörper in stadien verwende und überhaupt sei pyro dort eine ausnahme. wer ab und zu serie a schaut, weiss wie falsch diese aussagen sind. nicht selten übertönt ein knallkörper gar den moderator am tv.

eine gewisse scheinheiligkeit kann man den medien nicht absprechen. noch in den 1990er jahren sprach man im schweizer fernsehen von «toller stimmung», wenn zum beispiel die baselfans ihr feuerwerk zündeten. heute sind sie nur noch chaoten, idioten, lebensmüde und für alle anderen gemeingefährlich. wie sich die zeiten ändern.

dass die boulevardpresse dermassen dreinschlägt erstaunt wenig. dass sich seriöse zeitungen wie die neue luzerner zeitung dem geschreie anschliessen ist dann schon enttäuschend. mit ihrer unreflektierten art und ihrer kaum existenten recherche geben sie ihren eigenen berufsstand der lächerlichkeit preis.

10 Antworten auf „medienchaoten gefährden ihren berufsstand“

  1. bravo
    Deine Folgerung zu den Abschreiberlingen und Nachplapperern in den Medien finde ich völlig richtig.

    Was nicht heisst, dass gefährliche Gegenstände, wie Pyros und/oder Petarden nun mal auch sind, nicht in ein Stadion gehören.

  2. seriöse Zeitungen
    Du bezeichnest die NLZ als seriöse Zeitung? Das kann aber nicht wirklich dein Ernst sein! Die Qulität des Journalismus ist auf erstaunlichem Niveau schlecht, da lese ich lieber 20min. Da sind es offiziell nur die Agenturmeldungen.

  3. seriös
    im grossen und ganzen würde ich die nlz schon als seriös bezeichnen. mit der qualität hat das nur begrenzt zu tun. 20min ist aus meiner sicht nicht wegen den agenturmeldungen schlecht, sondern weil man dort irgendwelche society- und promithemen stärker gewichtet als echte news. das kann ich der nlz nicht vorwerfen.

  4. schöpferische zerstörung
    alle regeln aufheben, alles sich selbst überlassen. die alte ordnung wird überwunden und nach einer phase des chaos, entsteht ein neues regime mit massiv höheren sicherheitsmassnahmen und -kosten zu lasten der unverschämten gehälter der «spieler» oder teureren tickets.

  5. und täglich grüsst das hardmantier
    hardman, Du brauchst Dein «die-fussballspieler-verdienen-sooooo-viel»-gejammer nicht wieder aufs neue auszuformulieren. schreib etwas zu meinem beitrag oder schreib nichts.

  6. der Vorschlag
    von hardmann ist für alles anwendbar.

    Tatsache ist jedoch, dass

    > entsteht ein neues regime mit massiv höheren sicherheitsmassnahmen und -kosten zu lasten ….

    es stets zu Lasten der Unbeteiligten geht!

  7. Gehälter und Pyros
    haben nun nichts miteinander zu tun.
    Richtig ist eher, dass die Spieler auch ohne diese wenigen idiotischen «Fans» auskommen würden.

    Es ist ja nur so, dass Fussballvereine und Polizei kaum miteinander zusammenarbeiten, und die Polizei kaum was unternehmen kann, solange nichts passiert.

    @amade
    …nur schreiben, was amade in den Kram passt. …. zeugt nicht von über-der-sache-stehen … ,sondern im Fehlen der Argumente.
    Bist du so interesselos oder nür überheblich?

  8. idiotische fans
    tatsächlich sind diese «idiotischen fans» für einen grossteil der geräuschkulisse an den spielen verantwortlich. wer schon mal an einem spiel ganz ohne fans war (z.b. fcl – hsv), weiss wie langweilig das ist.

    wenn sich ein kommentar nicht mit dem beitrag befasst, nehme ich mir tatsächlich das recht heraus, diesen zu löschen. kannst Du gerne als überheblich bezeichnen, wenn Du willst. hier kannst Du nachlesen, nach welchen regeln gelöscht wird.

  9. komischerweise
    habe ich die Gabe, mich so auszudrücken, dass du mir die Sätze verdrehst …

    Ich kann sehr wohl zwischen lärmenden Fans und «idiotischen Fans» unterscheiden.

    Warum die «idiotischen Fans» noch Fackeln und Petarden brauchen, erklärt sich im Wort «idiotisch» von selbst.

  10. off topic
    Kravalle -> Sicherheit -> Kosten -> Finanzierungsmöglichkeiten.

    Denke aber, dass dieser Punkt schon verstanden wurde. Eingefleischte Fans möchten halt einfach a) erschwingliche Tickets und b) am heroischen Mythos ihrer Idole festhalten und wehren sich deshalb gegen eine Vollkostenrechnung inkl. umfassenden, notwendigen und teuren Sicherheitsmassnahmen zu Lasten des Verursachers.

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