fussball ohne fans

die stimmung bei der gestrigen champions league partie zwischen der ac milan und dem fc barcelona machte mich sprachlos. es waren eben nicht nur die 80’000 zuschauer oder die millionenteuren kicker auf dem heiligen rasen. für das was wir am fussball so lieben, gehört auch eine gehörige portion lärm, leidenschaft und engagement seitens des publikums mit dazu. konzentriert werden diese dinge natürlich in den jeweiligen fanblocks. die lautstärke, die gestern aus der curva sud zu vernehmen war, verdiente vor allem in der ersten hälfte das prädikat ohrenbetäubend. also genau das, was man hören will. unglaublich, mit welcher inbrunst da «milan, milan» geschrien wurde. die barça-fans, wie jede gruppe auswärts-anhänger in die oberste etage verbannt, waren da akustisch schon um einiges zurückhaltender wenn auch gut hörbar.

bei jeder einigermassen erfolgsversprechenden aktion erhoben sich die zuschauer von ihren plätzen, um danach ein weithin vernehmbares «ooh» auszustossen, wenn der ball dann eben nicht im netz zappelte. wenn die spieler der ac milan dann ins schwarze trafen (gestern ibrahimovic und boateng), gab es kein halten mehr. diese gelebten emotionen sind nur schwer in worte zu fassen, weshalb ich das an dieser stelle auch unterlasse.

unter dem strich wurde mir eines einmal mehr klar: fussball ohne fans ist nicht der fussball, den ich so gerne sehe. deren gesänge, anfeuerungs- und auch schmährufe gehören zu diesem sport wie zu keinem anderen. das gestrige spiel ohne die optische und akustische präsenz der fans? unvorstellbar.

gerade darum ist die situation, wie sie in luzern derzeit herrscht, so unschön. das praktisch teilnahmslose dastehen des gesamten fansektors ist nicht nur traurig anzuschauen, sondern wird auf dauer auch dem club und dessen renomée schaden. also hoffe ich noch immer auf eine lösung, die nun definitiv von seiten des vereins kommen müsste. oder mit anderen worten: macht dieser schönen stadt die fankultur nicht kaputt.

übrigens:
im zusammenhang mit dem böller-unfall beim spiel lazio rom – fc zürich hiess es von italienischer seite, knallkörper würden in der serie a oder bei champions league spielen mit italienischer beteiligung keine gezündet. gestern habe ich gezählt: sechs mal waren knallkörper zu hören. pyrofackeln wurden schätzungsweise fünf gezündet.

15 Antworten auf „fussball ohne fans“

  1. >eine lösung, die nun definitiv von seiten des vereins kommen müsste
    wieso vom verein? was ist so verdammt schwer daran, kein feuerwerk mehr zu zünden und das inventar der stadt und der öffentlichen verkehrsmittel nach dem match nicht regelmässig zu zerstören?

  2. feuerwerk
    ähm, limi, Du hast wohl einiges missverstanden. es geht beim aktuellen boykott keineswegs um das erzwingen der legalisierung von feuerwerk oder so. es geht vielmehr um die art und weise, wie der fcl mit seinen fans, der fanarbeit und der zone in den letzten wochen umgegangen ist. wenn Du wirklich interessiert bist, was die fans bewegt, dann lies diesen flyer.

    ausserdem war es der verein, der den dialog abgebrochen hat.

  3. möglich, dass das verhalten von fcl etwas grob drastisch war. aber die fans beweisen mit ihren gegenmassnahmen kein jota mehr verstand.

    so jedenfalls wird das problem nicht gelöst.

  4. verstand?
    hast Du den flyer gelesen? was genau ist an den gegenmassnahmen nicht gut? weshalb zeugen sie von fehlendem verstand?

    tatsächlich wird das problem nicht gelöst, bis der verein den selbst verhängten dialogstopp aufhebt und den ersten schritt macht.

    wie sieht Deine beurteilung der medialen behandlung der geschehnisse der letzten wochen aus?

  5. >was genau ist an den gegenmassnahmen nicht gut?
    es ist einfach nichts anderes als trotz. lange genug hat man die fanzonen sich selber überlassen. heute muss man feststellen: es funktioniert nicht. also muss der fan halt etwas von seiner «freiheit» opfern. du selber hast ja diesbezüglich einlenkende worte auf deinem blog dafür gefunden.

    >wie sieht Deine beurteilung der medialen behandlung der geschehnisse der letzten wochen aus?
    ich verfolge das nicht wirklich aufmerksam. aber soviel ich mitkriege, ist es doch eine ziemliche schlammschlacht und nicht in der nähe einer sachlichen auseinandersetzung.

  6. trotz
    vielleicht ist das trotz. aber dennoch empfinde ich die reaktion der fans als souveräner als jene der clubleitung. den dialog einfach abbrechen bringt nun wirklich gar nichts. es ist richtig, dass ich geschrieben habe, man müsse knallkörpern und raketen extrem aufpassen. aus meiner sicht müsste man solch unberechenbare dinge ganz weglassen. mit den fackeln habe ich weiterhin kein problem.

    weiterhin ein grosses problem habe ich mit der behandlung der «vorfälle» in den medien. insbesondere die nlz lässt aktuell jegliches niveau an journalistischer qualität vermissen. sie ist mitverantwortlich für das krawallmacher-image, dass die luzerner anhänger in den letzten wochen angehängt bekamen. da ich diese saison bei jedem spiel dabei war, kann ich beurteilen, dass dies zu unrecht geschieht.

  7. >vielleicht ist das trotz. aber dennoch empfinde ich die reaktion der fans als souveräner als jene der clubleitung.
    okay, aber steh› doch einfach drüber. es tönt doch ziemlich kindisch: «ja, ich habe etwas angestellt, aber der andere noch mehr».

    >es ist richtig, dass ich geschrieben habe, man müsse knallkörpern und raketen extrem aufpassen. aus meiner sicht müsste man solch unberechenbare dinge ganz weglassen. mit den fackeln habe ich weiterhin kein problem.
    ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass die fankultur, die schönen choreos, die stimmung im stadion auch ohne knallkörper und ohne fackeln möglich sind. lasst es einfach weg und schon sind alle zufrieden.

    ich kann mir vorstellen, dass behörden und unsere qualitätsjournalisten ziemlich forsch auf die clubs eindreschen. ich bringe da ein gewisses verständnis für pragmatische entscheidungen auf.

    wenn man den fussball mag, und davon gehe ich bei fangruppierungen aus, dann sollte man sich doch auch wirklich für den fussball einsetzen und nicht den eigenen egoismuss siegen lassen. man sollte akzeptieren, dass die zeit der feuerwerke in den stadien vorüber ist. die fans sollten wieder kreativ werden und andere mittel finden. DAS wäre wahre fankultur.

    >insbesondere die nlz lässt aktuell jegliches niveau an journalistischer qualität vermissen. sie ist mitverantwortlich für das krawallmacher-image, dass die luzerner anhänger in den letzten wochen angehängt bekamen.
    die schweizer qualitätsjournalisten sind mit abstand die grössten populisten im land!

  8. qualitätsjournis
    die schweizer qualitätsjournalisten sind mit abstand die grössten populisten im land!
    auf wen genau beziehst Du Dich damit?

    man sollte akzeptieren, dass die zeit der feuerwerke in den stadien vorüber ist. die fans sollten wieder kreativ werden und andere mittel finden. DAS wäre wahre fankultur.

    interessant, dass Du als nichtfussballfan erklärst, wie wahre fankultur ausschaut. 😉

    ich kann mir vorstellen, dass behörden und unsere qualitätsjournalisten ziemlich forsch auf die clubs eindreschen. ich bringe da ein gewisses verständnis für pragmatische entscheidungen auf.

    pragmatische entscheidungen? andere clubführungen (basel, zürich) zeigen, dass man gegenüber den medien durchaus eine differenzierte ansicht nach aussen tragen kann. das würde ich auch in luzern erwarten.

    okay, aber steh› doch einfach drüber. es tönt doch ziemlich kindisch: «ja, ich habe etwas angestellt, aber der andere noch mehr».

    drüber stehen? momentan stehen die fans tatsächlich drüber. denn auswärts wird durchaus gesungen. es ist doch ein absolut faires mittel, dem «event» fussballspiel die unterhaltsame komponente fangesang zu entziehen, wenn man sich als fan mies behandelt fühlt. viele leute kommen nach luzern um fussball zu schauen, weil die fans gute stimmung machen, selbst würden sie aber nie singen. vielleicht begreifen die, dass es den fans nicht um das erzwingen von pyros geht, sondern um eine faire behandlung als gruppe.

  9. >>die schweizer qualitätsjournalisten sind mit abstand die grössten populisten im land!
    >auf wen genau beziehst Du Dich damit?
    alle zeitungen, welche meinen, sie stünden über dem boulevard-niveau des blicks.

    >interessant, dass Du als nichtfussballfan erklärst, wie wahre fankultur ausschaut.
    sieh’s als «sicht eines interessierten aussenstehenden».

    >andere clubführungen (basel, zürich) zeigen, dass (…)
    naja, walti geht ja bald … 😉 nein, die zwei erwähnten clubs scheinen in allem professioneller zu sein als der vergleichsweise «kleine» fcl.

    >es ist doch ein absolut faires mittel, dem «event» fussballspiel die unterhaltsame komponente fangesang zu entziehen, wenn man sich als fan mies behandelt fühlt.
    für mich stellt sich da die frage: wem ausser dem «fan» ist damit geholfen? der mannschaft sicher nicht, sollte die 12-mann-komponente noch eine rolle spielen. und wenn ja, dann schaden sich die fans wiederum selber, weil ihre mannschaft verliert.

    im allgemeinen finde ich aber, dass sich die fans bei der hier zur lösung anstehenden problematik schlicht zu wichtig nehmen. kein feuerwerk mehr (egal, welche art) und kein saubannerzug beim heimfahren nach dem spiel. das sind doch nun wirklich zwei einfache regeln, die jeder vernünftig denkende mensch umsetzen kann. warum sperrt man sich derart dagegen?

  10. boulevard
    alle zeitungen, welche meinen, sie stünden über dem boulevard-niveau des blicks.
    also wenn ich die nzz anschaue, hat die durchaus berechtigerweise den anspruch an sich selbst, weniger populistisch als ein blick zu sein. gerade im zusammenhang mit der pyro-geschichte hat sie sich recht zurückgehalten. worte wie «petardentrottel» habe ich in der nzz jedenfalls nicht gefunden…

    sieh’s als «sicht eines interessierten aussenstehenden».

    ich nehme Deinen einwand gerne entgegen, rate Dir aber, Dir selbst mal ein bild zu machen. Du selbst magst ja die ansichten von aussenstehenden normalerweise gar nicht erst hören… 😉

    für mich stellt sich da die frage: wem ausser dem «fan» ist damit geholfen? der mannschaft sicher nicht, sollte die 12-mann-komponente noch eine rolle spielen. und wenn ja, dann schaden sich die fans wiederum selber, weil ihre mannschaft verliert.

    ob Du’s glaubst oder nicht, die mannschaft weiss schon, was die fans wollen. den spielern ist klar, dass die fans jederzeit hinter ihnen stehen. klar hätte das team wohl mehr freude, wenn aus der kurve auch noch die akustische unterstützung käme.

    kein feuerwerk mehr (egal, welche art) und kein saubannerzug beim heimfahren nach dem spiel. das sind doch nun wirklich zwei einfache regeln, die jeder vernünftig denkende mensch umsetzen kann. warum sperrt man sich derart dagegen?

    weil diese dinge für die fans dazu gehören. sie wenden einen grossen teil ihrer zeit dafür auf, ihren club zu unterstützen. und damit ist nicht nur die zeit an spielen oder auf dem weg dorthin gemeint. es werden choreos ausgedacht und realisiert. es werden neue lieder getextet. fahnen und doppelhalter werden gestaltet. die fans sind auch da, wenn’s dem team mal nicht mehr so läuft und wenn das stadion mal nicht mehr ganz so neu ist. und sie nehmen sich unter anderem deshalb so wichtig, weil sie beim «event» fussballspiel eben die akustische und häufig auch optische komponente sind.

  11. >also wenn ich die nzz anschaue (…)
    okay, nehmen wir die nzz noch aus …

    >Du selbst magst ja die ansichten von aussenstehenden normalerweise gar nicht erst hören…
    erklärungsbedarf …

    >>kein feuerwerk mehr (egal, welche art) und kein saubannerzug beim heimfahren nach dem spiel. das sind doch nun wirklich zwei einfache regeln
    >weil diese dinge für die fans dazu gehören
    das glaubst du in diesem zusammenhang jetzt aber selber nicht, oder?

    jetzt aber mal ehrlich: du sprichst von choreos, liedern, fahnen … da hat doch niemand etwas dagegen einzuwenden. man lasse einfach die feuerwerke weg und schon ist’s gut. nebelpetarden und fackeln sind doch um himmels willen keine zwingend notwendigen utensilien. dieses feuerwerk wird doch wohl nicht ein lebenswichtiger bestandteil sein?! so eigensinnig wird man doch wirklich nicht sein …

  12. eigensinnig
    ist es nicht eher eigensinnig von Dir, der Du nie an ein spiel fährst, festzulegen wie sich die fans zu verhalten haben? schau Dir doch einfach mal ein paar spiele an – diese dinge gehören definitiv dazu.

    erklärungsbedarf …

    war nur eine anspielung auf Deinen kommentar damals zum tunesischen fcz-spieler. 😉

    wieso die nzz ausnehmen?

  13. >ist es nicht eher eigensinnig von Dir, der Du nie an ein spiel fährst, festzulegen wie sich die fans zu verhalten haben?
    auf den ersten blick vielleicht schon. aber auch wenn ich nicht unbedingt der stadiongänger bin, schau ich mir dann und wann ein fcl-spiel am tv an, freue mich über gute resultate und einen entsprechenden tabellenplatz.

    womit ich mich aber überhaupt nicht anfreunden kann, fan hin oder her, ist, wenn die öffentliche hand nach einem spiel die halbe stadt renovieren muss, weil abziehende fussballfans wie die hunnen wüteten. sowas gehört nicht dazu!

    wenn im fansektor pyro gezündet wird, da bin ich mit dir einig, sieht das sicher geil aus. es würde diesbezüglich lediglich einen achtvollen umgang mit diesen effekten bedingen, das spiel darf nicht negativ beeinträchtigt werden und es dürfen keine zuschauer gefährdet werden. bei richtiger bedienung ist das auch möglich. und unter umständen muss auch auf das zünden verzichtet werden, wenn bzw. der wind ungünstig weht oder sonst was. dabei geht es um gesunden menschenverstand. wäre dieser vorhanden, käme es nicht zu den von den qualitätsmedien hochgepushten exzessen und man würde sich nicht daran stören. doch leider befinden sich offenbar immer wieder idioten in den kurven, welche sich weder den gefahren noch ihrer verantwortung bewusst sind. wenn die fangruppen das selber nicht regeln können, handeln andere.

    aus meiner sicht sind bezüglich pyros einzig und alleine die fans verantwortlich. können sie beweisen, verantwortungsvoll damit umzugehen, wird sich die diskussion legen. wenn nicht, läufts auf ein verbot hinaus.

    >war nur eine anspielung auf Deinen kommentar damals zum tunesischen fcz-spieler.
    aha, okay 😉

    >wieso die nzz ausnehmen?
    weil du sie verteidigt hast und die tatsächlich nicht für reisserische titel bekannt sind.

  14. kompromiss
    mit diesem kompromiss, wie Du ihn hier umreisst, könnte ich sehr gut leben. wenn ich mir die luzerner fans anschaue, haben die sich eigentlich bislang in etwa an diese rahmenbedingungen gehalten.

  15. >mit diesem kompromiss, wie Du ihn hier umreisst, könnte ich sehr gut leben
    na, das ist doch schon was. jetzt muss diese «einsicht» nur noch in den fankreisen einzug erhalten.

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