wahlen 2011

«jetzt ist genug», oder was stand da noch auf den svp-plakaten? wenn ich mir das ergebnis nun so anschaue, hatte zumindest ein teil des volkes tatsächlich genug. natürlich ist die rechtsaussen partei noch immer extrem stark, was den wähleranteil angeht, trotzdem ist der verlust einiger prozentpunkte für die erfolgsverwöhnten exponenten eine herbe schlappe.

ich würde ja gerne hineininterpretieren, dass man mit den extremen positionen der svp nicht (mehr?) einverstanden ist, dass man sich wieder sachbezogene und vor allem lösungsorientierte politik wünsche. doch ich glaube, vielmehr hat das breitere angebot an parteien dazu geführt, dass sich einige leute von anderen eben bessen vertreten fühlen. gerade die grünliberalen haben in jenem bereich, der die svp so stark gemacht hat, überhaupt keine positionierung. so kann man diese gut wählen, bei den abstimmungen schwenkt man dann wieder ganz auf die blocherlinie zurück. insofern glaube ich nicht, dass das gestrige wahlergebnis als signifikanter linksrutsch zu lesen ist.

aus meiner sicht sehr schade ist die abwahl von jo lang. die gsoa verliert damit ihre stimme im bundeshaus. in zeiten, in denen wir über kranke dinge wie streumunition tatsächlich diskutieren müssen auf jeden fall ein grosser verlust. immerhin ist die waffenlobby von abwahlen nicht verschont geblieben: christian miesch, ulrich schluer, pius segmüller und sylvie perrinjaquet verpassten allesamt die wahl.

alles in allem wird sich wohl nicht viel ändern. die hoffnung, dass nun wieder mehr zeit für echte sachdebatten bleibt, wird frühestens nach der bundesratswahl realistisch.

8 Antworten auf „wahlen 2011“

  1. >doch ich glaube, vielmehr hat das breitere angebot an parteien dazu geführt, dass sich einige leute von anderen eben bessen vertreten fühlen.
    ich habe noch eine leicht andere interpretation. die svp konnte trotz des auf den ersten blick negativen ergebnisses sehr gut mobilisieren. sie hat allerdings einen entscheidenden fehler gemacht: sie glaubte auch in diesen wahlen, sie könne sie mit der einzigen karte «migration» gewinnen. der sogenannte fukushima-effekt ist trotz allen unkenrufen aus der presse nicht verpufft. das volk will eine abkehr von der kernenergie. aber sie will das in vernünftiger form, und nicht radikal, wie es die grünen fordern. deshalb hat die gps ebenfalls stark eingebüsst. die glp liefert da eine brauchbare, im grundsatz vernünftige alternative. die svp hat es verpasst, in der atom-frage eine klare position zu beziehen. schlimmer noch: sie wurde als atom-befürworterin wahrgenommen. dies kostete wähler an die glp.

    ich hab’s hier auch schon erwähnt: die svp muss sich vom image der ein-themen-partei lösen.

  2. leider
    muss man sagen, dass die SVP eigentlich gar nichts verloren hat, denn die BDP-Leute waren bis vor kurzem noch dort integriert und haben auch zum starkem Aufstieg beigetragen. SVP und BDP unterscheiden sich vor allem im Stil.

    Verlogen ist die SVP vor allem, weil sie zwar die Volkswahl des Bundesrats will, aber nicht akzeptiert, dass Frau Widmer ca 66% des Volks hinter sich hat (Umfrageergebnisse heute im Telezüri durch Claude Longchamps) präsentiert).

  3. >SVP und BDP unterscheiden sich vor allem im Stil
    so ein quatsch. die bdp ist faktisch gleich wie die cvp.

    >Verlogen ist die SVP vor allem, weil sie zwar die Volkswahl des Bundesrats will, aber nicht akzeptiert, dass Frau Widmer ca 66% des Volks hinter sich hat
    auch so ein blödsinn. es geht in erster linie um den anspruch der partei auf einen 2. regierungssitz. würden die anderen parteien die mathematische konkordanz akzeptieren, müsste die svp nicht bei jeder br-wahl das kriegsbeil ausgraben. von volkswahl ist noch keine rede – und wenn es nach mir geht, werden wir auch keine volkswahl haben.

  4. fundamentales missverständnis
    nur kurz zur bundesratswahl. die svp hat einfach ein problem, den mechanismus der wahl zu verstehen. so lange keine partei 50% und mehr hat (was hoffentlich nie eintreten wird), wird der eigene bundesrat stets von den politischen gegnern gewählt.

  5. unverständlich
    sorry, wenn ich mich unverständlich ausgedrückt habe. im wesentlichen wollte ich sagen, dass die svp mit dem jeweils gewählten bundesrat leben muss. als einzige partei meint sie, dem parlament irgendwelche vorschriften machen zu können («der x oder keiner»). so läuft das nicht.

  6. aha, okay. ich bin teilweise mit dir einig. ich kann aber nicht akzeptieren, dass das parlament irgendwelchen parteien irgendwelche kuckuckseier in den bundesrat wählt. das ist nicht nur der svp passiert. ich teile aber deine ansicht, dass es einer partei auch nicht zusteht, dem parlament einen bundesrat zu befehlen. es geht um eine wahl und folglich soll auch eine auswahl an kandidaten einer partei präsentiert werden. dieses mindestmass an anstand sollte von unserer politischen elite abverlangt werden können.

  7. Kuckucksei
    Frau Widmer war kein Kukuksei …. und abgesehen davon, ist sie die beste Bundesrätin (der SVP) seit langem.

    Die SVP täte also gut daran, sie wieder zu adoptieren.

    Mir persönlich wäre es sogar recht, wenn die SVP einen neuen Hardliner bringen würde.
    Denn Blocher und Muarer haben offensichtlich noch nicht gereicht, um die Regierungsuntauglichkeit der SVP-Abgesandten zu offenbaren.

    @limi
    >SVP und BDP unterscheiden sich vor allem im Stil

    >>so ein quatsch. die bdp ist faktisch gleich wie die cvp.

    Dann hat also die SVP unter ihren Fittichen Leute gehabt, die eigentlich der CVP angehörten…
    Da kann ich teilweise zustimmen, und behaute, dass die SVP noch viel mehr Leute beherbergt, die eigentlich eher anderen Parteien zugehörig wären. Nur werden die 70-90-jährigen kaum mehr wechseln wollen …

Schreiben Sie einen Kommentar zu amade.ch Antworten abbrechen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.