[…] Einen ursächlichen Zusammenhang zwischen rechtspopulistischen Parteien und Gewalttaten wie jener in Norwegen gibt es daher nicht. Fremdenfeindlichkeit in der Politik und Massenmord stehen nicht in einer direkten Linie, selbst wenn rechte Parteien und Wortführer, auch in der Schweiz, die Grenzen dessen, was tolerierbar ist, strapazieren.
Gerade deswegen ist aber ihre Entrüstung darüber, jetzt in Verbindung mit der Tat in Norwegen gebracht zu werden, scheinheilig. Dieselben Islamfeindliche Kreise, die sich nun dagegen wehren, mti der Gewaltat von Norwegen in Zusammenhang gebracht zu werden, zögerten ihrerseits nicht, den Islam direkt mit Gewalt und Unterdrückung zu verknüpfen.
Die Kampagne zur Anti-Minarett-Initiative rückte den praktizierenden Muslim in die Nähe islamistischer Aggression. Ein rechtskonservatives Wochenmagazin titelte jüngst einen Artikel über einen muslimischen Fundamentalisten in der Schweiz mit «Bin Laden in Biel» und zog damit eine direkte Linie vom fundamentalistischen Islam zum Terrorismus. Aus politischen oder wirtschaftlichem Kalkül wird überzeichnet bis zur Schmerzgrenze und jede Differenzierung unterlassen. Wer so mit dem Feuer spielt, sollte nicht jammern, wenn es plötzlich heisser wird.
michael furger in einem kommentar in der nzz am sonntag vom 31. juli.