david camerons rhetorik

es ist ganz typisch, wie premierminister david cameron auf die vorfälle reagiert. ohne die taten der gewalttätigen plünderer in irgendeiner art verhamlosen zu wollen: wäre es in einer solchen ansprache nicht angebracht, diplomatische anstatt konfrontative töne anzuschlagen? das was ich im oben eingebetteten video höre, klingt für mich fast schon verdächtig ähnlich wie die ansprachen kurz vor kriegsbeginn.

es ist ganz logisch, dass zunächst mal symptombekämpfung betrieben werden muss. heisst: mehr polizei, mehr härte, mehr verhaftungen. auf der anderen seite wird man so den wütenden mob kaum dauerhaft ruhig stellen können. so lange nicht zugegeben wird, dass sowohl die politik als auch die polizei fehler begangen hat, die mitunter für die unruhen verantwortlich sind, wird sich die menge kaum beruhigen. wer das tun der plünderer alleine mit spass an der zerstörung abtut, dürfte der angespannten situation in den unteren bevölkerungsschichten englands bei weitem nicht gerecht werden.

10 Antworten auf „david camerons rhetorik“

  1. >auf der anderen seite wird man so den wütenden mob kaum dauerhaft ruhig stellen können.
    ich denke, es geht zuerst darum, als staat stärke zu demonstrieren und zu signalisieren, dass solches gehabe nicht geduldet wird. es ist anzunehmen, dass hinter den kulissen weiterführende und breitere massnahmen diskutiert werden. würde man die aber jetzt schon publik machen, könnte der rasende mob zusätzlich angeheizt werden, weil dadurch der eindruck entstehen könnte, der gewählte weg sei der richtige.

  2. Staat und Stärke
    wie kann ein Staat, der unfähig ist, für Frieden, Gerechtigkeit und einem akzeptablen Wohlstandsgefälle zu sorgen, noch Stärke beweisen?

    Was er machen kann, ist dem Volkszorn mit Gewalt und Macht entgegenzutreten.
    Das sind dann Tunesische, Ägyptische oder Syrische Verhältnisse.

    Es ist auch hier Zeit, die Unfähigen in der Führung fortzujagen.

  3. strafe vor problemlösung
    würde man die aber jetzt schon publik machen, könnte der rasende mob zusätzlich angeheizt werden, weil dadurch der eindruck entstehen könnte, der gewählte weg sei der richtige.
    siehst Du, das sehe ich 180° anders. ganz offensichtlich fürchtet man sich nicht vor der drohenden strafe. dass man keine autos anzünden oder geschäfte plündern darf, ist jedem klar. trotzdem tun es diese leute, weil sie eben nichts mehr zu verlieren haben. wäre es da nicht schlauer, schon jetzt zu betonen, dass man sich den problemen der betroffenen bevölkerungsschichten annehmen will? wieso nicht die problemlösung betonen, wenn die strafen sowieso klar sind?

    eine starke hand demonstrieren macht vielleicht im krieg sinn. aber ich hoffe, cameron versteht die vorfälle noch nicht als kriegierische handlungen…

  4. ich kann dir nicht widersprechen. ich frage mich nur, ob man auf der strasse verstehen – und vor allem glauben – wird, wenn cameron sagt: «wir haben das problem erkannt und arbeiten fieberhaft an einer lösung.» ich kann mir vorstellen, dass die betroffenen schon zu oft solche sätze gehört, danach davon aber nichts gespürt haben. diese leute dürften das vertrauen in die politik längst verloren haben.

    die situation ist jetzt nicht unter kontrolle. persönlich denke ich, dass mit dem auffahren von massiver staatsgewalt die direkten auswirkungen etwas eindämmen kann. den randalierern wird schon bald die puste ausgehen, es wird abflaschen … dann dürfte der moment gekommen sein, um die problemlösung zu kommunizieren.

    camerons situation ist nicht einfach, er muss mit einem zweischneidigen schwert spielen. rechtsstaatlichkeit mit bekannten mitteln kurzfristig durchsetzen, ohne dabei zusätzliches öl in’s feuer zu giessen. ich denke, er hat berater um sich, die sich mit solchen situationen auskennen.

  5. berater
    ich denke, er hat berater um sich, die sich mit solchen situationen auskennen.
    wenn ich mir seine rede anhöre, können diese berater nicht speziell gut sein. natürlich ist die situation nicht die gleiche, aber trotzdem könnte sich cameron ein beispiel am krisenmanagment und vor allem an der kommunikations jens stoltenbergs nehmen. was sagte der norwegische ministerpräsident? zitat:

    Unsere Antwort wird mehr Offenheit und mehr Demokratie sein.

  6. >Unsere Antwort wird mehr Offenheit und mehr Demokratie sein.
    stoltenberg war in der vorteilhaften position, dass zum zeitpunkt seines zitates der aggressor bereits geschnappt und alles vorbei war. da sitzt cameron noch nicht.

    du hast geschrieben:
    >eine starke hand demonstrieren macht vielleicht im krieg sinn. aber ich hoffe, cameron versteht die vorfälle noch nicht als kriegierische handlungen…
    ich würde mal so in den raum stellen, dass man sich mit randalen in diesem ausmass nicht mehr weit von «krieg» befindet. deshalb dürfte das krisenmanagement auch etwas anders aussehen, als man sich das gemeinhin vorstellt.

  7. wie immer
    deshalb dürfte das krisenmanagement auch etwas anders aussehen, als man sich das gemeinhin vorstellt.
    eben nicht. cameron macht genau das, was ich erwartet hätte. indem er sagt, man werde das gesetz durchsetzen, ändert sich ja auch genau nichts zum normalzustand – jedenfalls in zivilisierten ländern… er hätte auch genau so gut gar nichts sagen können. denn im endeffekt hat er nur der verschreckten bevölkerung gesagt, man werde sich um die plünderer kümmern, wie diese (die bevölkerung) das ohnehin annehmen würde. den «aktivisten» oder wie man sie nennen will, hat er eigentlich gar nichts gesagt. wenn schon ein statement, dann sollte es auch ein bisschen mehr als nur kriegerische rhetorik beinhalten.

  8. >denn im endeffekt hat er nur der verschreckten bevölkerung gesagt, man werde sich um die plünderer kümmern
    naja, das kann ja auch teil der taktik sein: «sorg dafür, dass sich nicht noch mehr brandherde entzünden!» durch sein gepolter hat er erst mal von denen ruhe vor denen (bevölkerung).

    >den «aktivisten» oder wie man sie nennen will, hat er eigentlich gar nichts gesagt
    wie ich oben schon schrieb, bin ich nicht sicher, ob die es überhaupt hören und verstehen würden …

    ich würd mal noch abwarten.

  9. gegen Plünderer vorgehen ..
    Sind die Probleme eigentlich nicht schon längere Zeit offensichtlich?

    Warum hat niemand was getan? Klar, dass nun alles nur noch Symptombekämpfung ist, und nun wird mit aller Kraft versucht, zu retten, was zu retten ist.
    Und wo möglich den Linken alles in die Schuhe schieben.

    Mit dieser Rethorik stachelt er noch an, was er eindämmen möchte.

    Zeit zu gehen, Cameron, obwohl er das Dilemma ja nicht verursacht hat.

  10. die Eltern verantwortlich ….
    das soll Cameron gestern gesagt haben, hörte ich heute im Radio.

    Sicher wahr, nur möchte ich die Eltern sehen, welche arbeitslose Jugendliche dauernd am Zaun halten.
    Man könnte es auch eine verfehlte Familienpolitik nennen, überhaut eine verfehlte Politik. Wer den Artikel im Tagi über Reagan und Bush und Thatcher gelesen hat, der könnte ganz schön ins Grübeln kommen, ob die rechte Politik etwas wert ist.

  11. schwarz
    und vaterlos, so soll die Mehrheit der Chaoten sein. Wahrscheinlich arbeitslos, die Mutter irgendwo geld verdienen.

    Da haben wohl einige versagt.

    Warum sind Schwarze schwarz, und warum haben sie gekrauste Haare? (fragte ein Kind seinen Vater).
    Weil sie besser gegen die Sonne geschützt sind und sich nicht in Ästen verfangen.
    Und warum sind die in London?

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