Geht es nach dem Willen von Justizministerin Simonetta Sommaruga, gibt es für staatliche Ermittler im Internet bald keine technischen Schranken mehr: Mit einer Revision der Verordnung über die Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs (VÜPF) will sie erreichen, dass Telecom- und Internetprovider künftig im Auftrag des Bundes nicht nur Telefone abhören, E-Mails abfangen oder Internetadressen überprüfen können. Neu sollen sie technisch dazu fähig sein, den gesamten Verkehr eines Verdächtigten im Internet in Echtzeit mitzuverfolgen – sei es eine Teilnahme an einem Chat, eine Google-Recherche oder ein virtueller Kinobesuch auf Youtube. […]
was soll denn das, frau sommaruga? die im zitierten tagi-artikel erwähnten massnahmen stellen all die bemühungen im bereich des datenschutzes massiv in frage. das klingt doch sehr nach einem /schnüffelstaat,/ wie wir ihn ganz bestimmt nicht wollen. wenn ein im verdachtsfall derart gläserner user geschaffen werden darf, dann muss äusserst genau festgelegt werden, unter welchen umständen man wirklich von einem verdachtsfall sprechen kann. die gesetzlichen schranken müssen also genau definiert werden, und laut dem artikel sind momentan genau dort die schwachstellen zu finden. ruedi noser von der fdp meint sogar,
die Verordnung technische Voraussetzungen für Methoden schafft, die gesetzlich nicht erlaubt sind und die das Parlament in Debatten klar abgelehnt hat.
nun, die internetgemeinde wird ganz bestimmt sehr genau hinschauen, was sich da in nächster zeit tut. eine big sister dürften die wenigsten wollen, eine willkürliche noch viel weniger.
Absurd
Besonders absurd ist das Ganze, weil man diese Überwachungsmassnahmen extrem einfach umgehen kann. Wirklich überwacht werden also nur diejenigen, die sich nicht davor schützen – mit anderen Worten, alle Unschuldigen.
unschuldig ?
a)
>Besonders absurd ist das Ganze, weil man diese Überwachungsmassnahmen extrem einfach umgehen kann.
kannst du diese Behauptung beweisen, wenn du nicht mal weisst, wie die Lösung aussieht?
b)
>Wirklich überwacht werden also nur diejenigen, die sich nicht davor schützen – mit anderen Worten, alle Unschuldigen.
Falls du bei a) Recht hast (und das ist leider anzunehemn, weil alles zu umgehen ist), sollte es allen Unschuldigen egal sein, überwacht zu werden. Mir jedenfalls.
Gut finde ich das eigentlich auch nicht, u.a. weil jedes Gesetz kostet, ob es nützt oder nicht.
Mir würde es eher gefallen, wenn die Provider für illegales Zeugs zur Rechenschaft gezogen werden können.würden sie automatisch für Ordnung sorgen müssen.
Die Überwachung von Unschuldigen
>>Besonders absurd ist das Ganze, weil man diese Überwachungsmassnahmen extrem einfach umgehen kann.
>kannst du diese Behauptung beweisen, wenn du nicht mal weisst, wie die Lösung aussieht?
Du meinst, wenn ich nicht weiss, wie das System aussieht, welches Sommaruga plant? Es ist völlig egal, was sie plant. Mit Systemen wie Tor, oder mit einem einfachen Tunneling-Programm, welches man im Internet gratis runterladen und in zwei Minuten auf jedem Computer installieren kann, verschlüsselt man allen Datenverkehr, der den eigenen Computer verlässt, mindestens bis er die Grenzen der Schweiz verlässt.
[*Es gibt absolut nichts was der Bundesrat tun könnte, um einen derart geschützten Internet-Anschluss abzuhören.*]
Jeder Mensch, der einen Terror-Anschlag plant, oder sonst irgend etwas Böses im Sinn hat, wird eine solche Massnahme ergreifen. Technisches Wissen ist dazu wirklich nicht notwendig.
>>Wirklich überwacht werden also nur diejenigen, die sich nicht davor schützen – mit anderen Worten, alle Unschuldigen.
>Falls du bei a) Recht hast (und das ist leider anzunehemn, weil alles zu umgehen ist), sollte es allen Unschuldigen egal sein, überwacht zu werden. Mir jedenfalls.
Das ist ein kurzsichtiger Ansatz. Auch du hast Dinge, die in deine Privatsphäre gehören und dort bleiben sollen, unabhängig davon ob du etwas Böses vorhast oder nicht.
Nehmen wir an, dein Arzt stellt fest, dass du womöglich Krebs hast. Vielleicht googelst du zu Hause nach Krebs, um mehr darüber zu erfahren. Vielleicht bestellst du dir auf Amazon ein Buch zu dem Thema. Vielleicht suchst du im Internet nach Informationen zu Perrücken, weil du wissen möchtest, welche Optionen du hast, falls du eine Chemotherapie machen musst. Vielleicht suchst du nach Selbsthilfegruppen für andere Menschen mit der selben Krankheit. Aus diesen Daten ist einfach erkennbar, dass du Krebs hast.
Vielleicht stört es dich nicht, dass der Bund nun über deinen Gesundheitszustand informiert ist. Aber sicherlich würdest du zustimmen, dass nurdu das Recht haben solltest, darüber zu entscheiden, wann du wen über deinen Zustand informieren möchtest.
Wir alle tun viele Dinge, die in unsere Privatsphäre gehören, und von denen wir nicht möchten dass andere sie wissen, egal ob sie legal sind oder nicht. Wenn du e-banking machst, möchtest du, dass der Bund über deinen Kontinhalt informiert ist? Wenn du deiner Freundin ein persönliches Mail schreibst, möchtest du, dass der Bund eine Kopie speichert? Wenn du hier Kommentare schreibst, möchtest du, dass der Bund deine Kommentare mit deinem Namen und deiner Adresse korrelieren kann?
Überwachung beeinflusst das Verhalten. Besonders in einem demokratischen Land ist es wichtig, dass die Leute nicht nur tun können, was sie wollen, sondern dass sie auch die Sicherheit haben, dass ihnen der Staat dabei nicht dauernd über die Schulter schaut.
>Mir würde es eher gefallen, wenn die Provider für illegales Zeugs zur Rechenschaft gezogen werden können.würden sie automatisch für Ordnung sorgen müssen.
Das ist ebenfalls keine gute Idee (und technisch ebenfalls unmöglich, aus den selben Gründen wie ganz oben genannt).
Stell dir vor, die Post wäre für «illegales Zeugs» verantwortlich. Sie müsste jeden Brief öffnen und den Inhalt lesen, um sicherzustellen, dass alles legal ist. Sie müsste alle Pakete öffnen, um nachzuschauen, dass du keine kopierte CDs oder gefälschte Uhren verschickt hast.
Internet-Provider sind wie die Post. Sie übermitteln Dinge; es kann nicht ihre Aufgabe sein, gleichzeitig Polizist zu spielen, und all die übermittelten Dinge auf ihre Legalität zu prüfen.
hm
muss ich dir fast vollumfänglich Recht geben.
hier aber nicht:
Mir wäre es wirklich egal, wenn der Bund meine internet-aktivitäten überwacht, oder wenn meine mails gelesen werden, oder mein Konto kennt, solange es nicht fichiert wird.
natürlich muss gewährleistet sein, dass eben nur bestimmte Sachen verwendet werden dürfen, Verbrechen z.B.
Ehrlich gesagt, ich traue dem Bund auch nicht zu, dies seriös zu tun.
Was mich aber ärgert, dass immer mehr Abzocker-Seiten ohne Probleme ihr Unwesen treiben.
Bits
>Mir wäre es wirklich egal, wenn der Bund meine internet-aktivitäten überwacht, oder wenn meine mails gelesen werden, oder mein Konto kennt, solange es nicht fichiert wird.
Was genau meinst du mit «nicht fichiert»?
>Ehrlich gesagt, ich traue dem Bund auch nicht zu, dies seriös zu tun.
Sogar angenommen, dass er es seriös tut. Das bedeutet immer noch, dass wir den Angestellten vertrauen, die Zugriff auf unsere Daten haben. Und dass wir darauf vertrauen, dass nicht plötzlich eine Sicherheitslücke gefunden wird, und alle unsere persönlichen Daten auf Bittorrent erscheinen.
>Was mich aber ärgert, dass immer mehr Abzocker-Seiten ohne Probleme ihr Unwesen treiben.
Das ärgert mich auch. Aber dann muss man gegen diese Sites vorgehen (die oft in Russland oder China gehostet sind). Dafür braucht es internationale Verträge und Polizei-Aktionen, um diese Leute auch tatsächlich festzunehmen. Zu überwachen was die Schweizer genau im Internet tun nützt nichts.