burim kukeli – rassismus in der schweiz

burim kukeli wurde 1984 im kosovo in janosh geboren. mit dreieinhalb jahren kam er in die schweiz. sein vater war vorher schon 13 jahre in der schweiz. mit der mutter, seinen drei schwestern und einem bruder wohnte er zunächst in luzern, danach im kanton solothurn, wo auch seine fussballkarriere begann. heute spielt der fussballprofi beim fc luzern im defensiven mittelfeld mit der nummer 22 auf dem rücken.

in der schweiz gibt es keinen rassismus. was sagst du menschen, die diese ansicht vertreten?
ich denke, das kann man nicht so sagen. rassismus gibt es überall auf der welt, also auch in der schweiz. als ausländer wird man sicher anders angeschaut. ich komme aus der balkanregion, da sagt schnell einer «ah, ein jugo».

wie ist das für Dich, wenn Du als jugo bezeichnet wirst
es nervt. egal ob aus spass oder im ernst. allerdings war das früher für mich schlimmer. heute stehe ich eher über der sache. es gibt nun mal dumme leute, die solche aussagen machen. würde ich darauf hören, wäre ich ja selber schuld. im prinzip habe ich mich damit abgefunden. schliesslich weiss ich, dass es daneben auch viele gute leute gibt.

fühlst Du Dich gleichberechtigt und gleich behandelt? wie äussert sich das?
gleichberechtigt bin ich ganz bestimmt nicht. schon aufgrund dessen, dass ich den schweizer pass nicht habe. das ist auch korrekt so, schliesslich bin ich ausländer. und natürlich passiert das auch im ausgang: es ist mir auch schon passiert, dass ich nicht in einen club durfte, obwohl ich gar nichts gemacht hatte. als der türsteher am eingang den namen auf meinem ausweis las, durfte ich halt einfach nicht rein. ich fragte ihn nach dem grund, bekam aber keine antwort.

wann wurdest Du zum ersten mal mit etwas konfrontiert, das Du als rassismus bezeichnen würdest?
das war sicher als kind. «scheiss jugo» oder «scheiss albaner» habe ich da häufig gehört. heute passiert das sicher weniger. in der schule war ich damit mehr konfrontiert. als ich verletzt war, habe ich häufiger zuschauer über spieler aus dem balkan schimpfen hören «schau mal der jugo». ohne grund. schweizer dagegen werden mit den namen genannt. uns schmeisst man halt dann einfach in diese schublade.


burim kukeli im gestrigen spiel gegen die young boys

wie reagierst Du auf rassistisch motivierte verbale übergriffe?
wenn es jemand ist, den ich kenne, kann ich das locker nehmen. als blöden spruch halt. wenn aber eine mir unbekannte person so etwas sagt, gebe ich durchaus auch mal zurück. jedoch stets in einem anständigen ton.

warum denkst du reagiert man in der schweiz auf ausländer skeptisch oder gar ablehnend?
wenn ein ausländer etwas schlechtes macht, wird das halt sofort gross gemacht. auch von den medien. dass daneben leute wie mein vater 30 jahre anständig sind, sich mühe geben und einfach gut arbeiten, fällt nicht auf. die sind auch eine bereicherung für das land. und gerade seine mitarbeiter sollte so ja auch merken, dass es eben auch «gute» albaner oder einfach ausländer gibt. da kann man nicht einfach pauschal sagen, alle jugos sind scheisse, oder alle türken. natürlich gibt es auch in meinem land schlechte leute. aber es gibt halt auch gute, weshalb man nicht einfach alle in einen topf werfen sollte. das sollte man nie tun.

 meidest Du bestimmte orte oder veranstaltungen aus angst vor übergriffen?
ich gehe allgemein nicht so viel in ausgang. das sagt mir nicht so viel. ich gehe gerne fein essen, ins kino oder einfach eins trinken mit freunden. das hat aber mehr mit meinen interessen zu tun. angst habe ich aber sicher nicht. ich kann überall hin gehen, wenn ich mag.

hast Du manchmal das gefühl, in solchen dingen fast schon paranoid zu sein?
vielleicht früher. da blieb ich gewissen orten fern, damit ich nicht angegriffen wurde. oder man ging einfach mit kollegen weg, um besser geschützt zu sein.

kann Deine herkunft auch ein vorteil sein?
für mich ist es ein vorteil. denn ich habe beide seiten in mir, spreche auch beide sprachen. auf der anderen seite ist man in beiden ländern ein ausländer. im kosovo merkt man sofort, dass ich nicht dort aufgewachsen bin. nicht nur der akzent, auch das verhalten der hier aufgewachsenen leuten fällt dort auf.

was kann man tun, um den rassimus in der schweiz zu bekämpfen? was tust Du selbst?
der mensch ist so. es gibt leute, die von Dir so denken, das kannst Du nicht einfach ändern. möglicherweise denken sie schon seit ihrer kindheit so. ich persönlich nehme jeden menschen einfach als menschen, gleich welche hautfarbe oder herkunft. rassismus wird es immer geben. denn es wird immer menschen geben, die so einfach denken.

hat man es im fussball als ausländer schwerer?
als ausländer hat man nicht die gleichen chancen. man hat es deutlich schwerer. solange es gut läuft ist alles ok. sobald es aber nicht mehr läuft, ist an halt dann wieder der «jugo». auch bei grösseren fehlern im spiel, beispielsweise bei einer tätlichkeit, wird das einem schweizer spielern viel schneller verziehen. das ist im fussball so, dass ist bei anderer arbeit so, überall hat man es als ausländer etwas schwieriger.

wie ist der zusammenhalt unter Deinen landsleuten
früher war der sehr gross. sicher sind verbindungen da zu leuten, die man von der arbeit her kennt oder halt aus der nachbarschaft. aber die sind eher lose. ganz sicher ist die integration in die schweiz auch viel stärker geworden, weil es immer mehr leute gibt, die hier geboren oder so wie ich hier aufgewachsen sind. viele kosovaren, die hier aufgewachsen sind sprechen nicht einmal mehr richtig albanisch. obwohl ich die sprache beherrsche und auch ein wenig serbokroatisch spreche, unterhalten wir uns immer auf schweizerdeutsch wenn wir unterwegs sind, damit wir auch von den einheimischen verstanden werden.

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besten dank an burim kukeli für das interview und dem fc luzern für die freundliche genehmigung der veröffentlichung desselben.

2 Antworten auf „burim kukeli – rassismus in der schweiz“

  1. gutes interview!
    dass buuuriiim in luzern in kürze zum publikumsliebling aufstieg, deute ich als sehr positiv, für die schweiz, für luzern und seine fanszene.
    man darf ab und zu auch diese positiven beispiele erwähnen.

  2. merci
    freut mich, wenn Dir das interview gefällt.

    natürlich ist burims akzeptanz bei den fans als sehr positives beispiel zu werten. ich hoffe sehr, dass diese nicht schwindet, sollt er einmal eine schwächere phase durchmachen. rein fussballerisch gesehen glaube ich, dass er noch ordentlich potential nach oben hat. hoffentlich bleibt er uns noch lange erhalten.

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