der baader meinhof komplex

andreas baader, gudrun ensslin und ulrike meinhof bilden mehr oder weniger planlos eine bewegung, um gegen die machenschaften der usa in vietnam zu protestieren. doch die sache läuft schnell aus dem ruder, wird gewalttätig. brandanschläge auf institutionen sollen die vermeintlich faschistische regierung zur vernunft bringen. stattdessen dreht sich die gewaltspirale und die raf-mitglieder werden trotz ausbildungscamp bei jordanischen terroristen bald gefasst und in isolationshaft gesteckt.

der film ist sehr lang. da er versucht, möglichst viel an geschichte zu erzählen, fällt es schwer sich ein gesamturteil zu bilden. einerseits krankt der film natürlich daran, dass er die perspektive der terroristen beleuchtet. dadurch empfindet man – wie meist in diesen fällen – zu viel sympathie für sie. ausserdem gelingt es eichinger kaum, die motive der täter in der tiefe darzustellen. es scheint fast so, als wären die meisten alleine aus persönlichen gründen (mann geht fremd – meinhof, geistig nicht auf der höhe – baader, verliebt in sich und baader – enssling) dazugestossen. dagegen gelingt es, eine grobe übersicht über das handeln der raf zu liefern. besonders intensiv ist jene szene zu beginn des film, als beim besuch des schah von persien friedlich demonstrierende aktivisten brutalst niedergeschlagen werden – von der polizei.

ja, ich denke,derbaadermeinhofkomplex ist kein toller film, liefert aber viel material zu diskussionen. schliesslich sind viele probleme, die man damals als autonomer bekämpfen wollte heute in anderer form noch immer vorhanden.

9 Antworten auf „der baader meinhof komplex“

  1. zu viel sympathie
    > einerseits krankt der film natürlich daran, dass er die perspektive der terroristen beleuchtet. dadurch empfindet man – wie meist in diesen fällen – zu viel sympathie für sie.
    wie viel ist «zu viel» sympathie? und weshalb ist sympathie schlecht?

  2. weil
    … man bei mehr sympathie auch mehr «durchgehen» lässt. in diesem speziellen fall bedeutet das, dass man sich möglicherweise überlegt, ob gewalt hier tatsächlich das richtige mittel ist. man denkt «tja, die hatten halt keine adnere wahl». doch, hatten sie.

  3. blödsinn
    >weil man bei mehr sympathie auch mehr «durchgehen» lässt
    das verständnis für die situation, in der eine person ist, ist völlig orthogonal dazu ob man die aktionen dieser person für gerechtfertigt hält. wer das verneint verhindert, dass sinnvolle lösungen für die tatsächlich existierenden probleme gefunden werden, weil er die probleme absichtlich ignoriert, um nicht womöglich sympathie für die menschen zu empfinden, die diese probleme haben.

    siehe islamistischer terror: statt sich mit den gründen für den terrorismus auseinanderzusetzen verkündet man, dass die terroristen halt freiheit hassen. ergo darf man schon mal ein bisschen zurückbomben; dass damit das problem vergrössert statt gelöst wird interessiert niemanden, weil man kein mitgefühl mit terroristen haben darf.

    und ja, es gibt menschen, die keine andere wahl haben als gewalt (was für die raf sicher nicht gilt). so zu tun als ob das nicht der fall wäre ist teil des problems.

  4. wahl
    [/und ja, es gibt menschen, die keine andere wahl haben als gewalt (was für die raf sicher nicht gilt). so zu tun als ob das nicht der fall wäre ist teil des problems/]

    du kannst immer wählen, etwas zu tun oder nichts zu tun. gewalt ist allermeistens etwas tun. es stellt sich die frage wer bestimmt, wann man «keine andere wahl» mehr hat. vielleicht würden du und ich in der gleichen situation dies ganz anders beurteilen. gewalt kann in einer situation u.U. die vernünftigere wahl sein (z.B. notwehr) aber die einzige ist es wohl nicht.

    beim film wurde übrigens dargestellt, dass z.B. ulrike meinhoff «die wahl» hatte und sich für gewalt entschied. rudi dutschke dagegen hat keine gewalt angewendet. ich denke, er hat mehr erreicht.

  5. ok…
    hm, lkm, ich glaube, Du überinterpretierst da meine aussage. wahrsscheinlich ist sympathie an der stelle die falsche bezeichnung. die brücke zum islamistischen terror verstehe ich ja noch, wie dann aber durch meine «sympathie-aussage» automatisch das bomben der usa und co. legitimiert wird… das blicke ich nicht durch.

    ok. dann formuliere ich es neu: in der zivilisierten welt gibt es für jeden immer eine gewaltlose möglichkeit, seiner meinung ausdruck zu verschaffen.

  6. gewalt ist gut
    > du kannst immer wählen, etwas zu tun oder nichts zu tun
    wenn man ein problem sieht und das die wahl ist, die man hat, dann applaudiere ich demjenigen, der etwas tun, auch wenn es gewalt ist. ich jedenfalls finde es gut, dass die bastille gestürmt wurde. für meinen eigentlichen punkt – die motivation einer person zu verstehen ist nie etwas schlechtes – ist die frage aber sowieso irrelevant.

  7. > wie dann aber durch meine «sympathie-aussage» automatisch das bomben der usa und co. legitimiert wird… das blicke ich nicht durch.
    legitimiert? nichts legitimiert. die verunmenschlichung der «gegner» ist aber eine logische folge deiner aussage, dass man nicht «zu viel sympathie» für sie haben darf.

    >in der zivilisierten welt gibt es für jeden immer eine gewaltlose möglichkeit, seiner meinung ausdruck zu verschaffen.
    das ist fragwürdig und sowieso nicht sehr relevant. relevant ist, ob die einzelne person das so fühlt, oder ob sie sich machtlos fühlt. das problem bei der raf war (vermutlich) nicht, dass die mitglieder keine möglichkeit hatten, ihrer meinung gehör zu verschaffen, sondern dass sie dasgefühl hatten, nicht gehört zu werden.

    wenn bürger in einer demokratie das gefühl haben, keine stimme zu haben, dann hat die demokratie ein problem. und das problem sind nicht die bürger, die deses gefühl haben.

  8. trotzdem
    [/wenn bürger in einer demokratie das gefühl haben, keine stimme zu haben, dann hat die demokratie ein problem. und das problem sind nicht die bürger, die deses gefühl haben/]

    mit bomben wird man aber schlechte gefühle nicht los und ändert auch gar nichts, wie die geschichte zeigt. auch der sturm auf die bastille hat nur sehr langsam gewirkt, die kurzfristigen auswirkungen waren so scheusslich wie wirkungslos. genau wie bei den RAF bomben. mandela ist zur leitfigur geworden, nachdem er aus dem gefängnis entlassen wurde und zu verzeihung aufruf. man erinnere an gandhi, martin luther king und andere, an die man noch lange denken wird und die ein vorbild sind, während man an andere «freiheitskämpfer» welche keine andere wahl hatten als gewalt wie arafat, che oder ho chi minh nur mit einem sehr faden beigeschmack zurückdenkt. und zurückbomben ist natürlich keine lösung. die gründe für terrorismus zu suchen und ihre motivation heisst nicht, mit ihnen zu sympathisieren. demokratie heisst mit den politischen mitteln (dazu gehören auch demonstrationen) eine änderung des systems herbeizuführen.

  9. second amendment
    > mit bomben wird man aber schlechte gefühle nicht los und ändert auch gar nichts, wie die geschichte zeigt
    das hängt von der spezifischen geschichte ab, von der du gerade sprichst 🙂

    > die gründe für terrorismus zu suchen und ihre motivation heisst nicht, mit ihnen zu sympathisieren
    wer keine sympathie für die andere seite empfindet, kann ihre motivation nicht verstehen und kommt zu verwirrten schlüssen über sie.

    «The citizen of Oceania is not allowed to know anything of the tenets of the other two philosphies, but he is taught to execrate them as barbarous outrages upon morality and common sense.»

    > demokratie heisst mit den politischen mitteln (dazu gehören auch demonstrationen) eine änderung des systems herbeizuführen
    nicht alle leben in demokratien, und nicht alle sind sich darüber einig, was eine demokratie ist (die USA ist beispielsweise gemäss einiger meiner amerikanischen freunde eine republik, keine demokratie :-)). apropos amerika, interessant ist, dass die amerikanische konstitution (das zweite amendment) explizit vorsieht, dass die bürger den staat mit gewalt verändern:
    >»A well regulated Militia, being necessary to the security of a free State, the right of the people to keep and bear Arms, shall not be infringed.»
    die amerikanische konstitution sieht gewalt gegen den staat als legitimes und sogar konstitutionell geschütztes recht der bürger, weil sie aus ihrer geschichte akzeptiert, dass nicht in jeder situation gewaltlosigkeit das beste mittel zur freiheitsgewinnung ist.

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