die hässliche realität

wir werden an der nase herumgeführt. wissentlich zwar, aber doch recht krass. jedes bild, das wir heute auf den hochglanz- und nichtsohochglanzmagazinen dieser welt so auf der titelseite sehen, ist weit weg von der realen welt. da wird geschrumpft, glattgemacht, gefärbt, aufgepumpt und weggeschnitten. haar leuchten in anderen farben, fältchen verschwinden, pölsterchen werden unsichtbar, brüste und muskeln werden aufgeblasen und die kleider werden noch etwas gekürzt. tatsächlich entsprechen die abgebildeten dinger eigentlich eher computersimulationen denn einem wirklichen menschen. warum bloss werden aufnahmen von gesichter und körpern so extrem verändert, wenn sie anschliessend als werbebotschaft oder aufmacher eines magazins dienen sollen? ist die realität dermassen hässlich? oder schiessen die fotografen einfach nicht so tolle bilder und der arme glenn ferron muss die sache ausbaden? auf jeden fall ist sein werk sehr beeindruckend, auch wenn ich den zweck als recht fragwürdig einschätze. auf seiner homepage zeigt er nicht nur die retouchierten bilder, sondern auch deren ausgangsmaterial. dazu fährt man im portfolio einfach mit dem cursor über die bilder.

inspiriert durch pharmmams beitrag

20 Antworten auf „die hässliche realität“

  1. hmm
    Ich finds erstaunlich wie Wenig er zum Teil retuschiert hat. Ich hab bei manchen Bildern gedacht, dass er viel mehr gemacht habe.
    Ist aber mal spannend die Bilder übereinander sehen zu können, sodass man auch die Details sieht die verändert wurden.

  2. richtig
    natürlich ist sie nicht hässlich, sondern echt.

    wenig? da seid ihr aber grosszügig. die haut hat keine farbnuancen mehr, körperteile sind viel grösser oder kleiner… mit einer fotografie hat das nicht mehr viel zu tun. es ist eher so, dass es ein ausgangsbild gibt und davon wird eine fast comichafte version erstellt.

  3. Na na
    Jetzt übertreib ma nich…
    Soweit ich das beurteilen kann, ist das wirklich wenig. Wenn ich bei meinem Bekannten über die Schulter schaue, frag ich mich manchmal wieso man überhaupt ein Foto als Grundlage nimmt.
    Dass die Farben angeglichen werden ist für mich selbstverständlich. Man will ja sehen, dass ein Profi am Werk wahr. Die Modellierungen der Körperteile… na ja… ist halt graphisches Gewerbe… die haben halt alle verdrehte Ansichten 😛

  4. foto
    ok, es bleibt natürlich letztlich ein foto. ich meinte damit einfach, dass die ursprünglich auf dem bild eingefangene realität total verändert wird. da werden nicht einfach ein paar parameter verstellt, sondern es wird aktiv in die aussage des bildes eingegriffen.

  5. sind retouchen böse?
    >ok, es bleibt natürlich letztlich ein foto. ich meinte damit einfach, dass die ursprünglich auf dem bild eingefangene realität total verändert wird. da werden nicht einfach ein paar parameter verstellt, sondern es wird aktiv in die aussage des bildes eingegriffen.
    du sagst das, als ob das etwas schlechtes wäre. ein bild ist ein produkt: solange das bild nicht vorgibt, der realität zu entsprechen (und das ist bei solchen fotos ja eigentlich eh nie der fall) finde ich nichts falsches daran, fotos zu retouchieren.

    du schreibst «wir werden an der nase herumgeführt», aber das stimmt nicht. ein foto in einer werbung hat nicht den anspruch, die realität darzustellen.

    wenn jemand beispielsweise fotos von zellkulturen für wissenschaftliche arbeiten retouchiert ist das natürlich eine andere geschichte, aber a priori ist es doch egal, wie man zu einem bild kommt – ob fotografie oder fotorealistische zeichnung, das endresultat ist ein produkt, der hersteller des produkts behauptet nicht, damit die realität abzubilden.

    es stellt sich die frage, ob all die retouchierten models unsere gesellschaft schädigen, weil sie menschen dazu animieren, ein unerreichbares ideal anzustreben, aber das ist meiner meinung nach ein anderes thema – ohne fotoretouchen wären die meisten models nicht viel dicker.

  6. Na
    >sondern es wird aktiv in die aussage des bildes eingegriffen.
    Das geschieht aber nicht erst mit der Nachbearbeitung, sondern fängt doch schon dabei an, dass die Fotos gestellt sind, geht über die Wahl des Bildausschnittes und der Brennweite zu der Beleuchtung im Studio (sowieso ein ganz der «Realität» entsprechender Ort) weiter.
    Vom Fotografen interpretierte Situationen und Aussagen im Bild sind doch gerade das tolle daran, mir zumindest gefallen Bilder mit einer Aussage oft besser als solche, die einfach nur die Realität versuchen wiederzugeben (was doch eh ohne Interpretation, und sei sie unbewusst, nicht möglich ist bei einem Foto).

  7. foto vs. realität
    ob fotografie oder fotorealistische zeichnung, das endresultat ist ein produkt, der hersteller des produkts behauptet nicht, damit die realität abzubilden.
    dem würde ich widersprechen, wenn es sich um ein foto handelt. implizit behauptet man mit einem foto eigentlich immer, ein abbild der realität zu liefern.

    es stellt sich die frage, ob all die retouchierten models unsere gesellschaft schädigen, weil sie menschen dazu animieren, ein unerreichbares ideal anzustreben, aber das ist meiner meinung nach ein anderes thema – ohne fotoretouchen wären die meisten models nicht viel dicker.

    ja, ich denke meine kritik geht indirekt in diese richtung. man könnte auch sagen, dass all dieses wegretouchieren von fältchen im endeffekt eine indirekte abwertung eines alternden körpers darstellt.

    allgemein denke ich schon, dass solche retouchierten bilder an dieser superoberflächlichen tendenz, die ich vermehrt wahrnehme mitschuldig sein können. der wert des optischen wird in meiner wahrnehmung vielerorts über wichtigere qualitätsmerkmale gestellt.

  8. realität
    Das geschieht aber nicht erst mit der Nachbearbeitung, sondern fängt doch schon dabei an, dass die Fotos gestellt sind, geht über die Wahl des Bildausschnittes und der Brennweite zu der Beleuchtung im Studio (sowieso ein ganz der «Realität» entsprechender Ort) weiter.
    doch, das geschieht erst bei der nachbearbeitung. ein studio an sich ist zwar kein alltäglicher ort, er befindet sich aber letztlich sehr wohl in der realität. wenn dann aber ein ganzer arm anders platziert wird, dann ist das in meinen augen beschiss. ebenso wenn brüste aufgeblasen, bäuche auf wespentaille wegretouchiert und die augenfarbe geändert wird.

  9. Bildaussage
    >doch, das geschieht erst bei der nachbearbeitung.
    Nein. Bäuche lassen sich mit gekonnter Beleuchtung wesentlich kleiner erscheinen lassen, zum Brüste grösser aussehen lassen kannst du dich mal in einer Unterwäscheabteilung deiner Wahl beraten lassen etc…
    Und schon dadurch, dass eine Fotokamera eine dreidimensionale Welt auf ein zweidimensionales Foto abbildet, muss der Fotograf in die Bildaussage eingreifen. Dazu braucht er sogar weder Photoshop, Studioblitz noch sonst was.

  10. nciht weggewandert
    indem man beleuchtung und kleider passend wählt, entfernt man sich nicht von der realität. wenn aber (virtuell) ein arm abgesägt und in anderer position wieder angeklebt wird schon.

  11. Wenn
    man den Tag zur Nacht blitzt oder Bildausschnitt und Blende so wählt, dass man nicht erkennt dass das Shooting in einem Sandkasten statt der Sahara stattfindet, ist das weniger Bildaussagenmanipulation als einen Arm zurechtrücken? Ich finde nicht.

  12. zeitzeugen oder künstler?
    >ein studio an sich ist zwar kein alltäglicher ort, er befindet sich aber letztlich sehr wohl in der realität
    Photoshop befindet sich auch in der realität 🙂

    Ein Studio ist zwar in der realität, aber normalerweise wirst du nicht von sieben verschiedenen lichtquellen gleichmässig ausgeleuchtet.

    die grundsätzliche fragee ist doch diejenige, ob ein fotograf nur ein zeitzeuge oder mehr als das – nämlich ein künstler – ist. wenn amadé einen fussballmatch fotografiert, dann sieht er sich vermutlich eher als zeitzeuge und versucht, das geschehene vielleicht möglichst spektakulär, aber trotzdem nicht verfälscht aufs bild zu bannen. wenn immanuel aber auf einen berg steigt, dann hat er schon vorher ziemlich genau im kopf, wie sein bild aussehen soll; statt die realität abzubilden beugt er die realität seinem willen.

    amadé schreibt:
    >implizit behauptet man mit einem foto eigentlich immer, ein abbild der realität zu liefern.
    aber ich glaube nicht, dass immanuel das ziel hat, ein abbild der realität zu liefern, und ich glaube auch nicht, dass man seine fotos anschauen und glauben kann, dass diese fotos die realität abbilden. und da fotoapparate die reliatät sowieso anders sehen als unsere augen ist eine «korrekte» abbildung der realität sowieso nicht möglich.

    ob man es gut findet, dass models unnatürlich grosse brüste anretouchiert bekommen ist meiner meinung nach ein davon völlig unabhängiges thema.

  13. presse
    das stimmt so. als quasipseudo-pressefotograf habe ich den anspruch einen moment so festzuhalten, dass er für die betrachter nachvollziehbar wird.

    aber auch immanuel zeigt eben letztlich die realität. er wird nicht per photoshop ein gebäude plötzlich doppelt so gross erscheinen lassen. er wird auch einen see eher nicht neongelb einfärben. er reizt lediglich mit fotografischen mitteln das aus, was die reale situation an sich eben hergibt.

    hm, stimmt, das mit den brüsten geht wohl in eine andere richtung. soll ich einen neuen post dafür erstellen? 😉

  14. doppelt so grosse brüste
    >er wird nicht per photoshop ein gebäude plötzlich doppelt so gross erscheinen lassen
    doch 🙂

    >hm, stimmt, das mit den brüsten geht wohl in eine andere richtung. soll ich einen neuen post dafür erstellen? 😉
    ich bin immer für posts über brüste 🙂

Schreiben Sie einen Kommentar zu immanuel Antworten abbrechen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.