killerspiele und gewalttäter

immer wieder wird ein zusammenhang zwischen dem spielen von extrem gewalttätigen spielen und dem verhalten der spieler in der realität vermutet. nachdem an die öffentlichkeit kam, dass auch der «mörder von höngg» gerne solche spiele zockte, flammt die diskussion einmal mehr auf. doch daniel süss, medienpsychologe und professor an der zhaw, sieht die kausalität andersrum:

Hier läuft die Kausalität umgekehrt. Menschen mit ohnehin höherer Gewaltbereitschaft suchen sich eben auch oft Spiele aus, in denen Gewalt vorkommt.

das komplette interview auf tagesanzeiger.ch

20 Antworten auf „killerspiele und gewalttäter“

  1. Wer schon nicht?
    Ich sehe das eher so, dass praktisch alle (zumindest männlichen) Jugendlichen Spiele spielen, die man reisserisch als Killerspiele bezeichnen könnte. Da brauchts doch keine «ohnehin grössere Gewaltbereitschaft» dazu.

  2. kausalität
    >Ich sehe das eher so, dass praktisch alle (zumindest männlichen) Jugendlichen Spiele spielen, die man reisserisch als Killerspiele bezeichnen könnte
    genau. wenn 90% aller jugendlichen männer solche spiele spielen (was wohl eher konservativ ist :-)), dann findet man halt in 90% aller fälle raus, dass gewalttäter solche spiele gespielt haben. das ist wie mit dem kiffen als einsteigerdroge…

  3. umgekehrte kausalität
    was mich interessieren würde, ist die wirkung eines verbotes. damit könnte man ja (in der theorie) sehr gut beweisen, dass eben keine direkte kausalität besteht. würde man z.b. das gras völlig «abschaffen», würde bestimmt weiter gekokst. bei den games dürfte es sich ähnlich verhalten.

    aber die frage bleibt für mich trotzdem bestehen: weshalb braucht es solch brutale games?

  4. verbot
    >aber die frage bleibt für mich trotzdem bestehen: weshalb braucht es solch brutale games?
    die braucht es gar nicht. daraus aber zu schliessen, dass es keine geben sollte oder dass man sie verbieten sollte, ist so falsch wie eine buchverbrennung oder filmzensur.

    das absurde an der ganzen geschichte ist, dass das meistzitierte gewaltspiel – GTA – eigentlich ein sehr interessantes und zum denken anregendes spiel ist. die geschichten der GTA-spiele befassen sich meistens mit machtmissbrauch. indem der entwickler vom spiel dem spieler alle freiheiten lässt, konfrontiert er ihn mit genau dem machtmissbrauch, den die geschichte vom spiel anprangert. auf der einen seite kämpft der spieler gegen einen antagonisten, der seine macht missbraucht; auf der anderen seite steht dem spieler die option offen, seine «macht» im spiel zu missbrauchen und beispielsweise eine prostituierte zu überfahren und ihr geld zu stehlen – und sich so auf die selbe stufe zu stellen wie der gegner, gegen den man kämpft.

    braucht es ein spiel wie GTA? natürlich nicht, genau so wenig wie es ein buch wie Faust oder einen film wie Raging Bull braucht.

    andere frage: weshalb gibt es so viele ballergames? das ist einfach zu beantworten: spiele benötigen die interaktion vom spieler mit der welt, und eine pistole ist ein einfacher weg, um diese interaktion im spiel zu modellieren. es gibt wenig arten, mit denen man seine umwelt so direkt und eindeutig berühren und beeinflussen kann wie mit einer pistole.

  5. faust vs. gta
    braucht es ein spiel wie GTA? natürlich nicht, genau so wenig wie es ein buch wie Faust oder einen film wie Raging Bull braucht.
    wow, faust und gta zu vergleichen… not bad. 🙂

    Deine ausführungen sind zwar interessant, aber echte argumente gegen ein verbot von gewaltgames ergeben sich dabei nicht zwingend. ich habe bei Dir zum ersten mal überhaupt so ein ego-shooter-game gezockt und das war auch wirklich sehr lustig. (vor allem hardmans scheitern…) aber ich kann schon verstehen, wenn man leute, dienur solche spiele stunden lang spielen als krank einstuft.

  6. na gut, dann halt explizit
    >wow, faust und gta zu vergleichen… not bad. 🙂
    du hast recht, das ist ein bisschen unfair. GTA ist definitiv spannender und auch viel gesellschaftskritischer.

    >Deine ausführungen sind zwar interessant, aber echte argumente gegen ein verbot von gewaltgames ergeben sich dabei nicht zwingend.
    okay, dann sage ich es halt explizit: videospiele sind kunstwerke und meinungsäusserungen, genau wie filme oder bücher. videospiele zu zensieren oder zu verbieten ist genau so falsch, wie filme oder bücher zu zensieren oder zu verbieten.

    sollte man kriegsfotos verbieten, weil sie brutal sind? weshalb dann kriegsspiele verbieten, nur weil sie brutal sind?

    ausserdem: erwachsenen menschen das spielen von gewissen videospielen alleine aufgrund der dargestellten gewalt zu verbieten ist bevormundung. ich bin selber ganz gut in der lage, zu entscheiden, welche spiele ich spielen möchte, vielen dank.

    und zuletzt sind videospielverbote noch wirkungsloser als drogenverbote. meine deutschen freunde spielen indizierte spiele lange bevor sie bei uns überhaupt in die läden kommen.

  7. Indizierung != Verbot
    Naja, ein indiziertes Spiel ist ja auch nicht verboten, sondern für volljährige immer noch erhältlich (halt nur «unter der Theke», und es darf nicht beworben werden, so irgendwie ist afaik die Regelung). Ich weiss es zwar nicht, aber ich denke mal, dass die meisten deiner Freunde volljährig sind. 😉

    Im Grunde stimme ich dir aber zu, Software, die nicht verkauft werden darf trotzdem aufzutreiben ist in Internetzeiten nun wirklich kein Problem. Analog zum Drogenvergleich entsteht halt einfach eine andere Form der Beschaffungs»kriminalität» :D)

  8. ok, aber
    sollte man kriegsfotos verbieten, weil sie brutal sind? weshalb dann kriegsspiele verbieten, nur weil sie brutal sind?
    langsam kommst Du mir vor wie hardman bei seinen meinungsäusserungsdiskursen… hihi. 🙂 ähm, es geht eben nicht umdargestellte gewalt. wenn man einen egoshooter spielt, ist das mehr als eine blosse darstellung. man wird ja selbst irgendwie teil der szenerie.

  9. indizierung == verbog
    >Naja, ein indiziertes Spiel ist ja auch nicht verboten, sondern für volljährige immer noch erhältlich (halt nur «unter der Theke», und es darf nicht beworben werden, so irgendwie ist afaik die Regelung). Ich weiss es zwar nicht, aber ich denke mal, dass die meisten deiner Freunde volljährig sind. 😉
    das ist nicht korrekt; man muss unterscheiden.

    1) in der schweiz bedeutet eine indizierung ein verbot. Der blosse Besitz von gemäss StGB Art. 135 indizierten Medien ist strafbar. Darunter fallen absurderweise klassiker wie Tanz der Teufel, Day of the Dead oder Battle Royale, die vermutlich auch in der Schweiz recht verbreitet sind.
    2) In Deutschland gibt es verschiedene Stufen. Spiele können entweder nur für Volljährige käuflich sein, es kann ein Werbeverbot bestehen, und sie können ganz verboten werden (auch für volljährige – oft betrifft das Spiele, die gewisse Nazi-Symbole enthalten). Spiele mit Werbeverbot werden im allgemeinen gar nicht erst offiziell importiert, was faktisch einem Verbot gleichkommt.

    >langsam kommst Du mir vor wie hardman bei seinen meinungsäusserungsdiskursen… hihi.
    meine meinung habe ich ja bereits in diesen diskussionen geäussert: ich bin absolut für die freie meinungsäusserung mit der einzigen ausnahme, dass die beleidigung von anderen menschen nicht legal sein soll. du kannst mir natürlich gerne erklären, wie genau es dich beleidigt, wenn ich zu hause GTA spiele.

    >ähm, es geht eben nicht um dargestellte gewalt. wenn man einen egoshooter spielt, ist das mehr als eine blosse darstellung. man wird ja selbst irgendwie teil der szenerie.
    und? wenn ich ein buch lese, fühle ich mich auch als teil der geschichte, und wenn ich einen film schaue, empfinde ich mit den figuren.

    aber sogar wenn spiele wie halo 3 die spieler gewalttätiger machen, oder ihre hemmschwelle senken: so what? als erwachsener mensch habe ich das recht, meine hemmschwelle so weit zu senken, wie ich will. in der schweizer armee habe ich mit echten pistolen auf mannscheiben geschossen. kann der staat mir auf der einen seite den auftrag geben, meine hemmschwelle durch schiessübungen auf menschliche formen zu senken, und mir auf der anderen seite verbieten, dass ich das selber zu hause zu meiner unterhaltung mache?

    strafbar mache ich mich erst, wenn ich wirklich jemanden erschiesse; der gedanke alleine kann nicht strafbar sein.

  10. ja, aber
    [/erschiesse; der gedanke alleine kann nicht strafbar sein./]

    aber aufruf zur gewalt ist genauso strafbar wie rassistische äusserungen art. 256 stgb

    ich will damit natürlich nicht sagen, dass die spiele dies tun, aber falls sie leute dazu bringen, gewaltätiger zu werden oder sogar jemanden zu töten, bin ich nicht mehr so sicher. aber wie gesagt: falls.

  11. gewalt
    >aber aufruf zur gewalt ist genauso strafbar wie rassistische äusserungen art. 256 stgb
    was ein spiel nicht tut.

    >ich will damit natürlich nicht sagen, dass die spiele dies tun, aber falls sie leute dazu bringen, gewaltätiger zu werden oder sogar jemanden zu töten, bin ich nicht mehr so sicher. aber wie gesagt: falls.das ist nicht das selbe, wie zu gewalt aufrufen. wenn es das selbe wäre, wäre die schweizer armee illegal.

    >der gedanke, den holocaust hätte es nicht gegeben ist genauswenig strafbar…
    ?

  12. oops
    der zweite absatz sollte sein:
    >ich will damit natürlich nicht sagen, dass die spiele dies tun, aber falls sie leute dazu bringen, gewaltätiger zu werden oder sogar jemanden zu töten, bin ich nicht mehr so sicher. aber wie gesagt: falls.
    das ist nicht das selbe, wie zu gewalt aufrufen. wenn es das selbe wäre, wäre die schweizer armee illegal.

  13. addendum
    >ähm, es geht eben nicht um dargestellte gewalt. wenn man einen egoshooter spielt, ist das mehr als eine blosse darstellung. man wird ja selbst irgendwie teil der szenerie.
    neue studie:
    >Researchers at the University of Michigan have «found that repeated exposure to violent television shows and video games have a stronger influence on aggressive behavior than being poor, having a substance abuse or growing up with abusive parents»
    vielleicht verzichtest du in zukunft besser freiwillig auf kinobesuche?

  14. abwechslung
    wie man hier ja lesen kann, interessiere ich mich für ein breites spektrum von filmen. ich denke, eine echte wirkung ergibt sich erst, wenn man nur noch solches hardcorezeug und das in grossen mengen konsumiert.

    aber: ich habebattleroyale auf dvd. allerdings hab› ich mich noch nicht getraut, den zu schauen…

  15. batoru rowaiaru
    >ich denke, eine echte wirkung ergibt sich erst, wenn man nur noch solches hardcorezeug und das in grossen mengen konsumiert.
    ah, du würdest gewaltfilme also nur ein bisschen verbieten, so dass du doch noch ab und zu einen schauen könntest.

    >aber: ich habe battle royale auf dvd. allerdings hab› ich mich noch nicht getraut, den zu schauen…
    nur schon wegen takeshi kitano ein muss. und besonders brutal ist der film nicht, abgesehen von der verstörenden geschichte.

  16. In Deutschland: Indizierung != Verbot
    >das ist nicht korrekt; man muss unterscheiden.
    OK, ich habe mich aber auf Deutschland bezogen. Schliesslich schreibst du von deinendeutschen Freunden, dieindizierte Spiele spielen.
    Die Indizierung ist da wohl die Variante mit dem Werbeverbot. (die beiden anderen Kriterien FSK18, die unterdessen afaik nicht mehr freiwillig sondern verbindlich ist, und halt eben Verbot).

    >?
    Sie stützt deine Aussage. Der Gedanke von Holocaustverleugnung ist genau so wenig strafbar wie der Gedanke jemanden umzubringen. Erst wenn man den Gedanken äussert / zu Gewalt aufruft / Gewalt ausübt wirds kritisch. 😉

  17. indizierung in deutschland
    «indizierung» bedeutet, einen film auf einen index aufzunehmen. je nach index bedeutet in deutschland indizierung verbot 🙂

    du hast aber recht, wenn man in deutschland von indizierten spielen spricht, meint man im allgemeinen die spiele, die nicht beworben und nicht an jugendliche verkauft werden dürfen, nicht die ganz verbotenen.

  18. gewaltfilme verbieten?
    ah, du würdest gewaltfilme also nur ein bisschen verbieten, so dass du doch noch ab und zu einen schauen könntest.
    nein, ich könnte auch mit einem totalen verbot leben. aber grundsätzlich geht es mir um den übermässigen konsum solcher filme. nur kann ich mir nicht vorstellen, wie man den konsum regulieren soll. gäbe es da möglichkeiten?

    eigentlich ging es hier ja sowieso um die games. und ich bin weiterhin der ansicht, dass es gegenüber einem film oder buch schon ein grosser unterschied ist, ob ich selbst den abzug betätige, oder ob das die person im film tut. das mag nach einem kleinen detail aussehen, aber im endeffekt entscheidet der spieler beim gamen, ob und wie er jemanden killen möchte. diese möglichkeit hat man bei der vorgegebenen story eines buches oder filmes eben nicht. und genau diese interaktivität macht ein spiel in meiner sichtweise potentiell gefährlicher als ein buch oder film.

  19. ansicht
    >ich könnte auch mit einem totalen verbot leben
    dann werden wir uns nie einig sein. ich bin im zweifelsfall immer für die freie meinungsäusserung und gegen thoughtcrime. wenn ein erwachsener mensch sich gerne desensibilisieren möchte, dann soll er das recht haben, das zu tun.

    >und ich bin weiterhin der ansicht, dass es gegenüber einem film oder buch schon ein grosser unterschied ist
    deine ansicht ist irrelevant, vor allem, wenn du aufgrund derselben tatsächlich die freie meinungsäusserung einschränken willst. da braucht es schon sehr viel mehr als eine ansicht oder eine sichtweise.

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