rennfahrer für einen tag – der bericht

alles hatte bekanntlich damit begonnen, dass michi g. an einem wettbewerb der automobil revue teilgenommen hatte und diesen auch gewann. «leider» weilt er genau an dem rennwochenende im schönen lissabon. und hier komme ich ins spiel, denn der liebe michi hat mir seinen gewinn weitergegeben. voller vorfreude und mit viel nervosität ging ich am samstagabend schlafen.

5:00 rennfahrer stehen eben früh auf. wir wollen möglichst früh in ambri sein. deshalb haben peter wyss, marcus johner und ich um 6 uhr in neuenkirch abgemacht. bis dahin vertreibe ich die zeit mit nervössein und streckenplan lesen.

um halb acht rum sind wir bereits auf der strecke. allerdings nicht im auto, sondern zu fuss. der slalom in ambri findet auf dem flugplatz statt. das heisst, die piste ist sehr breit, die tore teilweise sehr weit auseinander. wenn man auf die piste schaut, sieht man erst einmal viele pylonen, die wirr herumzustehen scheinen. genau deshalb wäre es wichtig, sich die reihenfolge perfekt einzuprägen. das anfahren eines tores (man fährt jeweils zwischen zwei pylonen durch) ist entscheidend, damit man auch das nächste kriegt. peter wyss von der automobil revue erklärt mir, welches tor ich wie anfahren solle. bei 71 toren war es klar, dass ich mir nicht alles merken kann. aber immerhin, die schlüsselstellen hatte ich einigermassen im kopf.

der rennfahrer und sein fahrzeug

zurück vom besichtigungsgang traf ich das ganze team der garage rüfenacht. von hausherrin susi wurde corinne und ich sehr freundlich empfangen. man fühlte sich gleich zuhause. die fahrer sind da teilweise etwas skeptisch. nicht alle mögen wohl einen rookie im feld. aber alle wünschten sie mir viel glück. well, das kann ich auch gebrauchen. schliesslich bin ich noch nie auf einer rennstrecke gefahren, auch nicht zu übungszwecken.

um 9 uhr folgt die adminstrative und die technische kontrolle. zuerst müssen führer- und fahrzeugausweis vorgewiesen werden, um die loc-lizenz für einen tag zu lösen. dann werden die startnummerkleber verteilt und die leute von der technik sehen sich das auto an. da alle fahrzeuge dieser serie identisch sind, dauert das nicht lange.

langsam steigt der puls. gleich geht es zum ersten mal auf die strecke. «rekognoszierung» nennt man das. ich dachte ja immer, das mache man nur in der armee und da war ich ja bekanntlich nie. anyway, auf diesem besichtigungslauf fährt man schon äusserst flott zwischen den pylonen durch, weshalb auch helm und handschuhe angezogen werden. allerdings fährt man in relativ geringem abstand. das tat mir etwas leid, für alle die hinter mir gestartet waren. insbesondere philippe lambert, der direkt hinter mir fuhr, wurde durch meine «fahrkünste» wohl ein bisschen gebremst. in charmantem accent-schweizerdeutsch erklärte er mir, auf meine entschuldigung hin, dass ich es sehr wohl gut gemacht habe und er mir viel glück wünsche. sehr nett.

gleich anschliessned an die besichtigung steht der trainingslauf an. nun geht es darum, zu versuchen schnell zu sein und die heiklen punkte der strecke bewusst anzufahren. gelingt die variante im training, wird man sie auch im rennlauf so fahren. die fahrer fahren hier im normalen renntempo, also verdammt schnell. nun ist mein puls endgültig am rasen. ich noch nicht. die ampel auf rot – grün – go. oh mein gott, ohne esp untersteuert das auto bei etwas zu viel gas dann doch ziemlich. dazu kommt noch meine ungeschickte technik. als ich ins ziel fahre, sehe ich bereits philippe lambert relativ nahe im rückspiegel. die zeit: 2:35:xx

doch mein herz kriegt keine ruhepause. nach dem trainingslauf stellt man sich gleich noch einmal für eine schnelle runde auf…
10:20 erster rennlauf. der helm wird nochmal stramm gezogen, das esp bleibt auf den tipp von diversen fahrern hin aus. die klimaanlage wird ausgeschaltet (frisst leistung), die heizung wird eingeschaltet, das gebläse auf die tiefste stufe. zur kühlung des nun doch recht warmen fahrerhauses werden die scheiben einen spalt geöffnet, was nach reglement erlaubt ist. solange man wartet bleiben ausserdem die türen offen und natürlich läuft sich der motor warm.
nun gilt’s also ernst. erster gang, wheelspin, zweiter gang. doch schon nach dem zweiten tor schiebt der wagen brutal über die vorderräder. nein, der start war wohl nicht konzentriert genug. egal, nach vorne schauen. erst geht es mal die ganze piste hinunter. alles im dritten gang. kurz vor der wende schalte ich in den zweiten. dann gleich wieder in die drei und hier wird’s nun richtig schnell. ich erreiche geschätzte 140 km/h. dann wird wieder hart heruntergebremst. hart bedeutet: immer im regelbereich des abs. dieses spiel wiederholt sich, bis ich auf den zuschauerplatz einbiegen muss. dort kommt man mit 140 an und muss scharf nach links auf den platz einbiegen. also während der bremsphase zweiter rein und rumgeworfen. das war zuviel, wieder tonnenweise übersteuern und zeitverlust. man hat keine zeit, zu denken, was wohl die zuschauer denken, schon geht es wieder runter vom platz auf anderen belag zurück auf die piste. dort noch einmal der dritte gang, dann vor dem ziel noch einmal den zweiten für ein paar enge tore. das ziel-eck erweist sich für viele als stolperstein, nicht für mich. weil ich wohl recht langsam war, kriege ich die enge zielkurve perfekt. uff. done. zeit: 2:34:27. naja.
die schnellste in diesem lauf gefahrene zeit war 2:18:80. ich verlor also recht viel zeit.

in der zielkurve nach dem ersten lauf

in der langen pause zum zweiten rennlauf kriege ich erstaunlich viel lob von den anderen fahrern. nicht, dass sie mich fahren sehen konnten, aber meine zeit scheint für einen rookie doch respektabel. weiter berührte ich keine pylonen, was pro stück 10 sekunden strafzeit bedeuten würde. wenn man ein tor auslässt, gilt der lauf gar nicht. wegen diesen beiden strafmassnahmen werde ich auch nicht letzter. 🙂
susi rüfenacht verwöhnt uns mit fondue chinoise und anderen köstlichkeiten. da sage ich bekanntermassen nie nein. allerdings nimmt mich peter wyss noch einmal mit für einen streckenrundgang, da lasse ich sogar mein chinoise-fleisch liegen. denn als rennfahrer muss man ehrgeizig sein und ziele haben. mein ziel war von anfang an, nicht letzter zu werden. für den zweiten lauf musste es das ziel sein, meine zeit zu verbessern, die tore weiter im voraus anzufahren und weniger untersteuern zu haben.

13:30 zweiter rennlauf. der astra opc befand sich nun im sportmodus. dort spricht zwar der motor spontaner an und das fahrwerk ist härter. allerdings bleibt die schleuderhilfe esp eingeschaltet. einige fahrer meinten, ich sei mit esp schneller. und tatsächlich. der zweite lauf geriet deutlich besser. ich fuhr die tore nur selten zu direkt an und meistens passte auch der ausgang. nur schnell war das nicht. mehr als eine sekunde verlor ich gegenüber meinem ersten lauf. zeit: 2:35:71. allerdings fuhren praktisch alle langsamere zeiten. das könnte auch einen zusammenhang mit der gestiegenen temperatur gehabt haben.

einfahrt auf den publikumsplatz im zweiten lauf

zwischen den läufen ging’s kurz zurück zum teamparkplatz. dort hantierten die fahrer an ihren reifen. schliesslich ist der reifendruck die einzig einstellung (neben esp on/off), die der fahrer beeinflussen kann. manche fuhren mit extrem tiefem druck (vorne 1,8 hinten 2 bar), andere mit extrem hohem. dany rüfenacht pumpte die 225er einmal sogar auf knapp über 4 bar. so wollte er das heck leichter machen. ich beliess den druck in meinen reifen bei 2,2 (vorne) und 2,6 bar (hinten).

14:30 dritter/letzter rennlauf. nun wollte ich es natürlich endgültig wissen. die 2:35er zeit konnte nicht das ende der fahnenstange bedeuten. nicht, weil die anderen so viel schneller waren. eher, weil es nicht sein sollte, dass man beim dritten anlauf ähnlich langsam oder noch langsamer ist, wie beim ersten. ich blieb im sportmodus und legte deshalb einen start ohne viel wheelspin hin. auf anraten vieler anderer fahrer, blieb ich so lange wie möglich im dritten gang. mit dem runterschalten in den zweiten verliere man bloss zeit, hiess es. und ich wollte ja zeit gewinnen.

publikumsplatz im dritten lauf

darum liess ich es vor allem im schnellen teil richtig fliegen, drehte zweimal sogar im dritten gang in den begrenzer unmittelbar bevor ich in die jeweilige bremszone kam. ich hatte den nötigen mut gefunden, auch einmal auf drei rädern um die kurve zu fliegen. der dritte lauf fühlte sich abgesehen von einem grösseren untersteuerer im ersten drittel richtig gut an. und tatsächlich, ich konnte meine zeit um 2 sekunden verbessern. 2.32.05.

11 Antworten auf „rennfahrer für einen tag – der bericht“

  1. http://
    uff. done. zeit: 1:34:27. naja. die schnellste in diesem lauf gefahrene zeit war ca. 2:19:00. ich verlor also recht viel zeit.

    hö? also die schnellste zeit bezieht sich auf alles, deine zeit auf eine runde oder wie?

    ach ja, dem link zur garage rüfenacht fehlt ein «http://», so zeigt er irgendwo in der datenbank ins leere 😉

  2. sorry
    habe grade etwas (sehr) viel geschrieben. da wird sich auch der eine oder andere fehler eingeschlichen haben. natürlich war die beste zeit auch über 2 minuten. 🙂 (wird beides gleich geändert, merci für den tipp)

  3. achso
    habe grade etwas (sehr) viel geschrieben. da wird sich auch der eine oder andere fehler eingeschlichen haben.
    ja eh, passiert 😀

    natürlich war die beste zeit auch über 2 minuten.

    dann wahrscheinlich hier auch:

    und tatsächlich, ich konnte meine zeit um 2 sekunden verbessern. 1.32.xx.

    (über dem letzten bild)

  4. yep
    tja, dass passiert wahrscheinlich deshalb die ganze zeit, weil die minutenzeit unwichtig war. jeder sprach nur von 18er, 19er oder eben 34er zeit.

    willst Du mein korrekturleser werden? 🙂 😀
    ich verstecke nämlich immer ein paar fehler in meinem beitrag.

  5. Ey, Manni, das war endgeil!
    Ah, das waren ein paar herrliche Sekunden hier im Büro! Fast schon roch es nach Gummi, so packend ist das geschrieben. Natürlich Gratulation, Drittletzter. Ich nehme an, die Handschuhe waren zünftig nass?

    Und auf den (tollen, Corinne!) Bildern ist gut zu sehen, dass den Kisten nichts geschenkt wurde. Krasses Racing 🙂

    die heutigen strassenfahrzeuge haben enorm sichere fahrwerke. sie sind in der sportversion aber doch erstaunlich renntauglich.

    Die Damen und Herren von der Pimpfraktion haben dies noch nicht begriffen…

    Da freue ich mich doch grad ein bisschen auf die Golfs und Polos am Mittwoch 😛

  6. thanks
    danke stef. so toll war’s ja dann auch wieder nicht.

    Da freue ich mich doch grad ein bisschen auf die Golfs und Polos am Mittwoch 😛

    was ist denn am mittwoch?
    was Du vielleicht nie verstanden hast: der pimpfraktion geht’s nicht um renntauglichkeit. primär steht die aufmerksamkeit im zentrum, dann vielleicht die leistung. aber dass tiefer nicht immer schneller sein muss ist ja nichts neues.

  7. danke und bitte
    danke an mbl für das kompliment für die fotos. ich habe zum ersten mal richtig fotografiert und es hat wirklich spass gemacht! anvisieren, heranzoomen, abdrücken.

    bitte an amadé, ich konnte doch nicht verpassen, wenn du ein rennen fährst! nervös war ich zwar auch ein bischen, und warten musste ich auch, aber die supernette crew der garage rüfenacht hat die zeit wunderbar verkürzt.

  8. jaja, schon klar,
    der pimpfraktion geht’s nicht um renntauglichkeit.
    Aber sie sagen’s immer als scheinheilige Begründung.. «Och, dann liegt er besser auf der Strasse» ist irgendwie doch noch sinnvoller als «nur weil es so geil aussieht» oder gar «dann komme ich endlich nicht mehr über die Bodenwellen».

    aber dass tiefer nicht immer schneller sein muss ist ja nichts neues.

    In der Tat.

    was ist denn am mittwoch?

    Wenn ich das jetzt verraten würde… Nur soviel, s’bleibt recht gesittet.

  9. tiefer = besser ?
    also ich hab ne super begründung für die tieferlegung meiner gelben gurke…

    ist meines vorgängers schuld, dass ich jetzt rückenschmerzen habe….

    aber ein klein wenig muss ich mein ananasgelbes ding schon verteidigen, es macht wirklich spass mit einem brettharten fahrwerk durck enge kurven zu heizen… für alles andere ist wirklich nen scheiss… 🙂

  10. tiiiief
    weisst Du stef, ich finde auch, dass tiefergelegte autos besser aussehen. nur verschlechtert sich in der regel das fahrverhalten. ausser man hat ein sündteures, perfekt abgestimmtes sportfahrwerk drunter.

    aber wie schon gesagt: den meisten geht es eh nicht ums sportlicher fahren. sondern eben nur um die optik.

    Deine ananas ist wirklich eine geschichte für sich. 😉

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