bundesrat gegen formel 1 rennen

Bundesrat will keine Formel-1-Rennen in der Schweiz

Nach dem Willen des Bundesrates sollen Formel-1-Rennen in der Schweiz verboten bleiben. Er lehnt eine parlamentarische Initiative von SVP-Nationalrat Ulrich Giezendanner aus umweltpolitischen und wirtschaftlichen Überlegungen ab.

Aus der Sicht des Umweltschutzes hält der Bundesrat Rundstreckenrennen, wie sie in der Schweiz seit 1955 verboten sind, nicht für sinnvoll. Solche Veranstaltungen hätten einen erhöhten Schadstoffausstoss und Energieverbrauch zur Folge, teilte das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) mit. Die Bevölkerung in der näheren Umgebung der Rennstrecke werde mit einer hohen Lärm- und Schadstoffbelastung rechnen müssen, was sich negativ auf die Lebensqualität auswirke.

Ein Risiko sieht die Regierung auch bezüglich der Sicherheit von motorsportlichen Veranstaltungen. So könne trotz strenger und umfassender Sicherheitsmassnahmen ein Gefährdungspotenzial für die Zuschauer nicht ganz ausgeschlossen werden. Dies belegten einige schwere Unfälle, welche sich bei Rallyes und Bergrennen in der Schweiz ereignet haben.

Von geringer wirtschaftlicher Bedeutung
Nur am Rande machte das Uvek verkehrspolitische Überlegungen geltend. Autorennen stünden im Widerspruch zu den Zielen der Verkehrssicherheitspolitik des Bundes. Gerade Tempoüberschreitungen seien eine der häufigsten Ursachen für schwere Verkehrsunfälle. Deshalb scheine die Stossrichtung der parlamentarischen Initiative ungeeignet und unpassend. Formel-1- und andere Rundstreckenrennen seien auf die Erreichung von Höchstgeschwindigkeit ausgerichtet und mit einer erhöhten Risikobereitschaft verbunden. Dies könnte bei gewissen Lenkern zu einem Nachahmungseffekt führen.

Den vom Initianten postulierten wirtschaftlichen Nutzen bewertet die Regierung als gering und wenig nachhaltig. Gewiss könne ein Formel-1-Rennen dem Tourismus und dem lokalen Gewerbe Einnahmen in der Höhe von einigen Millionen Franken bringen. Diese Mehreinnahmen beschränkten sich jedoch auf wenige Wochenenden im Jahr, was die Wertschöpfung in der Volkswirtschaft nicht signifikant steigere. Zudem bezweifelt der Bundesrat, dass die Schweiz überhaupt den Zuschlag für einen Grand Prix erhielte.

Giezendanner: Fadenscheinige Begründung
Für Nationalrat Ulrich Giezendanner sind die Argument der Regierung fadenscheinig. Die Mehrheit des Bundesrates habe nicht erkannt, dass neue Arbeitsplätze geschaffen werden müssten, sagte er auf Anfrage. Die umweltpolitischen Einwände seien daneben. Mit diesem Argument könne man auch das Weltwirtschaftsforum verbieten, weil dorthin viele Leute mit dem Auto anreisten.

Er hoffe nun auf das Parlament, sagte Giezendanner weiter. Konkrete Projekte für eine Formel-1-Strecke in der Schweiz würden zudem nicht weiterverfolgt, bis die rechtliche Lage klar sei.

Ja des Nationalrats
Die nationalrätliche Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen wird sich nun mit der Stellungnahme befassen und die Vorlage anschliessend der grossen Kammer zur Abstimmung vorlegen. Der Nationalrat hat das Begehren bereits einmal mit 88 zu 75 Stimmen im Grundsatz gutgeheissen. Damit Rundstreckenrennen in der Schweiz wieder erlaubt würden, muss aber auch der Ständerat der entsprechenden Änderung Strassenverkehrsgesetzes zustimmen. Das letzte Wort hätte wegen des fakultativen Referendums wohl das Volk.

Rundstreckenrennen sind in der Schweiz seit 1955 nicht mehr erlaubt. Das Verbot war die Folge eines Unfalls im französischen Le Mans, wo ein Jahr zuvor ein Bolide ins Publikum flog und 80 Menschen ums Leben kamen.

tagesanzeiger, 1-2-2006

8 Antworten auf „bundesrat gegen formel 1 rennen“

  1. wef verbieten!
    Mit diesem Argument könne man auch das Weltwirtschaftsforum verbieten, weil dorthin viele Leute mit dem Auto anreisten.
    endlich mal eine gute idee von giezendanner.

  2. alte freitag nach news
    Am Sonntag findet zum ersten Mal ein Formel 1-Rennen im arabischen Bahrain statt. Auch Jassir Arafat will sich den Grand Prix ansehen. Er ist ein großer Fan, schließlich trägt er schon seit Jahren die Zielflagge auf dem Kopf.

  3. Jetfuel A1
    Mit diesem Argument könne man auch das Weltwirtschaftsforum verbieten, weil dorthin viele Leute mit dem Auto anreisten.
    Hm. Mit dem Auto? Das wäre ja noch eins. Aber während des Wef’s würde der Himmel über Davos, wäre er Milch, ganz sicher zu Butter werden! Der Helibetrieb zwischen ZRH und WEF ist immens und die unzähligen Corporate und Business Jet’s in Kloten machen die Luft auch nicht gerade sauberer.

    Muss sagen, dass ich im Moment auch gegen eine F1 Strecke in der CH bin (und das wird wohl auch so bleiben, möglicherweise sah ich das aber früher anders). Es gibt zu viele in Europa und das Geld wäre an anderer Stelle besser aufgehoben.

  4. F1 ? Wohl kaum.
    Weiss nicht wieso man die ganze Zeit von einer F1-Rennstrecke redet. Auch wenn die Schweiz eine Rennstrecke hätte, bedeutet das noch lange nicht, dass man auch ein F1-Rennen durchführen kann. Als die Türkei neu in den Rennkalender aufgenommen wurde, gab es schon einen kleinen Aufstand der Teams. Als nächstes kommt noch Mexiko dazu. Neue F1-Strecken gibts ev. in Argentinien, Südafrika, Griechenland und die Russen werden es sicher wieder probieren.
    Die westeuropäischen GP’s werden nach und nach gestrichen. Malaysia, Bahrain, China und eben die Türkei sind die Profiteure.
    Also sag mir bitte einen Grund, weshalb die F1-Chefs in der Schweiz ein F1-Rennen durchführen sollten.

  5. gründe
    in der tat ist auch mir nicht ganz klar, wieso man immer von formel 1 rennen spricht. in mexico gibt es ein neues rennen? wo denn?

    aber nun zu den gründen, wieso man allenfalls ein f1-race in der schweiz austragen könnte/sollte/müsste.
    – die schweiz ist für alle hersteller ein wichtiger testmarkt, weil wir keine eigenen hersteller haben.
    – bald werden wohl spa und hockenheim rausfliegen (hab› sowieso keine ahnung, wieso die deutschen zwei gps haben sollen. also wäre eventuell wieder platz für einen europäischen gp.
    – die infrastruktur der schweiz ist in guter qualität bereits vorhanden. es müsste wohl kaum, so wie z.b. in der türkei, eine autobahn zum kurs gebaut werden.
    – möglich auch, das schweizerische gesetze bestimmte werbung, die für die formel 1 attraktiv ist, für motorsportanlässe nicht verbietet.

    aber der hauptgrund ist natürlich eindeutig, weil ich dann nicht mehr so weit zum gp fahren/fliegen müsste. 😀

  6. Ok, sorry. War etwas zu schnell:

    «Entgegen der ursprünglichen Planung von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone wird 2006 noch kein Grand Prix von Mexiko stattfinden. Schwierigkeiten mit den Behörden haben den Bauprozess so sehr verzögert, dass ein Rennen in der kommenden Saison als ausgeschlossen gilt.»

  7. platz für die schweiz!
    siehst Du, es hat noch platz für einen schweizer grand prix. 😀 mexico wäre aber auch cool, noch ein grund mehr, wieder einmal über den atlantik zu fliegen…

    weisst Du, bspw. die russen (moskau) versuchen schon seit jahren, einen grand prix zu bekommen. den würden sie vielleicht sogar kriegen, hätten sie ’ne gescheite strecke. es gibt ständig neue gerüchte, aber handfestes liest man wenig. ich finde, der zirkus müsste locker 20 rennen verkraften. eine weltmeisterschaft müsste aber sicher auf allen kontinenten vertreten sein. deswegen wird man auf längere frist wohl kaum um einen neuen kyalami (oder wo auch immer) gp herumkommen.

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